Wer glaubt, es werde jetzt vornehmlich ums Geld verdienen im Internet gehen, irrt! Es geht vielmehr um die gute alte Blogosphäre und die sich wieder mal häufenden Klagen über das Wegsterben bzw. lange Pausieren vieler Blogs. Tim Gramberg hat dazu sogar eine „Blogparade gegen Blogmüdigkeit“ gestartet, Tanja, das „Crazy Girl“ will den müden Bloggern mit einem Arschtritt aufhelfen, der StyleSpion ermunterte zur Aktion „Ein Herz für Blogs“ und Thomas startete auf Blogger World gar eine Serie mit dem depressivern Titel „Des Bloggers Last ist das Bloggen“.
Als Reaktionen liest man Rechtfertigungen der verstummten oder aussetzenden Blogger (keine Zeit, andere Prioritäten, werde mich am Riemen reissen..). Man sucht Gründe für die Motivationsmängel und es wird sogar die Frage diskutiert, ob man „verschwundene“ Blogger anrufen soll und ausfragen, was denn nun los sei.
Das alles wird nichts daran ändern, dass das Blogsterben weiter geht, denn bloßes Beschwören guter alter Zeiten, Auffordern und Ermuntern ändert ja nichts an der Tatsache, dass den jeweiligen Schreibern die Lust an der Sache abhanden kommt, wenn das anfängliche Motiv verblasst und ein einfaches „weiter so“ zur lästigen Pflicht wird.
Das Bloggen muss dir selber NÜTZEN!
Als eine, die seit 10 Jahren im Digital Diary „bloggt“ (es hieß früher ja nicht so…) und dazu noch vier Themen-Blogs ins virtuelle Leben rief, die noch immer bestehen, will ich ein paar Tipps zur Diskussion beisteuern, wie man die Motivation behalten, bzw. immer wieder neu finden kann.
- Schreibe vor allem über das, was dich wirklich interessiert! Wer nur eine hohe Posting-Frequenz aufrecht erhalten will, wird das nicht lange durchhalten. Nutze das Bloggen als Medium, deine eigenen Fragen an das Leben und die Welt zu beantworten – und darüber (falls gewünscht) mit anderen ins Gespräch zu kommen. Artikel, die mit Herzblut und echtem Engagement geschrieben sind, machen schon beim Schreiben Freude – dass sie gelesen und kommentiert werden, ist dann nur ein nettes Sahnehäubchen, kein Muss.
- Für bloße Infos und News gibt es mittlerweile Twitter und andere Kanäle: nutze sie zum schnellen Austausch und zur Inspiration, aber versuche nicht, auf jedes Thema mit dem Blog „aufzuspringen“, bloß um dabei zu sein (man kann ja statt dessen die eigenen Tweets in einem Kasten auf dem Blog anzeigen).
- Picke aus den tausend Themen, die dir begegnen, die Perlen heraus und mach daraus Artikel, die einen Mehrwert hinzu fügen: eine gute Zusammenfassung und die eigene Sicht der Dinge zum Beispiel. Bloße Me-To-Beiträge sind langweilig – für dich UND die Leser.
- Wenn du eine gewisse Frequenz einhalten willst, hab‘ den Mut, sie locker genug zu fassen: es gibt keine Vorschrift, wie OFT jemand bloggen sollte: täglich, zweimal wöchentlich, alle zwei Wochen… Hauptsache, du hältst die Frequenz „so ungefähr“ durch. Ein Blog, das einmal im Monat einen tollen Artikel bringt, hat genauso seine Berechtigung und findet seine Leser wie solche, die dreimal täglich was Neues melden;
- Werde dir immer wieder mal klar, was du mit einem Blog konkret willst! Von allem ein bisschen ist ein Rezept dafür, schnell die Lust zu verlieren. Es ist schließlich nicht mehr neu und „hipp“, zu bloggen – also musst du eine Antwort haben auf die Frage: Was bringt mir das? Gibt es diese Antwort nicht, hörst du eben auf!
- Wenn du ein Blog zu einem Thema führst, das dich nur eine Zeit lang interessiert hat, jetzt aber nicht mehr so sehr, denn entscheide dich: Gib es auf oder mach daraus ein kommerzielles Projekt. Als solches ist es dann ANDERS motiviert als als „just-for-fun-Blog“ und du kannst in die spannende Welt der unternehmerischen Projektentwicklung einsteigen – natürlich nur, wenn dir das Spass macht!
- Versuche, immer wieder in den Abenteuer-Modus des Schreibens und Bloggens zu kommen! Wichtiger als alle „wie-man-gut-bloggt-Anweisungen“ ist deine eigene Freude an der Sache. Das gilt für Just-for-Fun-Blogs ganz genauso wie für kommerzielle oder „hybride“ Blogs: wenn es keinen Spass mehr macht, wird es auch nichts bringen, sondern nur das Web mit weiterem überflüssigen Pseudo-Content vermüllen.
Eine Grundfrequenz mit wenig Aufwand als Basis
Das Webwriting-Magazin, in dem du gerade liest, war schon öfter kurz vor dem Aus: ich hab‘ keine Lust, es im Stil eines „angesagten“ rund-ums-Internet-Blogs ständig mit irgendwelchen aktuellen Inhalten zu füllen. Nur sehr gelegentlich kommt ein „richtiger“ Artikel, was alleine für ein Blog nicht reicht – jedenfalls nicht dazu, in den RSS-Readern zu bleiben und eine gewisse Leserschaft kontinuierlich zu binden.
Zum Glück kam ich auf die Idee mit den „7 WWMAG-Tipps zum Wochenende“, die mich jeweils gut zwei Stunden kosten. Da versammle ich die Themen, die mir in der jeweiligen Woche persönlich wichtig waren und kommentiere sie auch mit ein paar Sätzen. Normal kommen die Tipps am Freitag, manchmal auch erst Samstag – aber sie kommen! Und seitdem dieses „Format“ hier regelmäßig erscheint, sind die RSS-Abos konstant bzw. in leichtem Steigen begriffen. Die Regelmäßigkeit dieser Tipps als verlässliches Minimum, das man vom WWMAG erwarten kann, hält quasi eine Basis aufrecht, die mir erlaubt, dann ab und zu längere Artikel zu platzieren: dann, wenn ich dazu Lust habe und mir ein Thema genug „auf den Nägeln brennt“.
Die Tipps zu verfassen ist ebenfalls eine Lust, denn es tut richtig gut, sich einmal die Woche Zeit für eine solche Rückschau zu nehmen und sich zu fragen: Was war mir von all dem Zeug wichtig? Was sollte NOCH MEHR Aufmerksamkeit bekommen?
Hau weg den alten Kram!
Noch ein letzter Gedanke zum Blogsterben: ich fände es gut, die Blogs, die gar nicht mehr betrieben werden, würden auch irgendwann verschwinden. Immer wieder bei Recherchen auf Blogs zu landen, deren letzter Eintrag im Jahr 2007 datiert, ist nervig und frustrierend. Warum nicht den Mut zum Löschen aufbringen? Evtl. wächst dann ja die Lust, mal wieder was NEUES anzufangen umso mehr.
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17 Kommentare zu „Vom Eigennutz beim Bloggen“.