Claudia Klinger am 05. März 2009 —

Zeitfresser Video: Wie Blogger nützlich sein könnten

Immer mehr Blog-Einträge enthalten aktuelle Videos und Podcasts, die ohne jeglichen Kommentar, bzw. nur mit ein paar rühmenden Worten versehen eingestellt werden.  (Beispiel: Clay Shirky über die Medienkrise).

Wenn es sich nur um einen kurzen Spot handelt, schaue ich sowas schon mal an, doch wenn es Videos sind, die spürbar Lebenszeit kosten, will ich die in der Regel nicht opfern: Warum zum Teufel soll ich 17:36 Minuten damit zubringen, einem Interview mit diesem C. Shirky zuzusehen, wenn ich doch nur wissen will, was er gesagt hat?

Als Text ließe sich der Inhalt locker auf ein paar Thesen verdichten, die man binnen kürzester Zeit erfassen kann. Und wer ein Video seiner Leserschaft empfiehlt, dem sollte es eigentlich nicht schwer fallen, das Wesentliche daraus in Worte zu fassen: für alle, die keine Zeit oder Lust haben, inmitten ihrer Info-Surftour durch die Dominanz zeitfressender Abfilmungen realen Lebens ausgebremst zu werden.

Blogs, die solche Inhalte auch für die gewiss nicht wenigen Text-orientierten Leser genießbar machen, würden positiv auffallen, da sie einen echten Mehrwert bieten.

Diskussion

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13 Kommentare zu „Zeitfresser Video: Wie Blogger nützlich sein könnten“.

  1. Oh du sprichst wahre Worte *seufz*
    Immer wieder ärgere ich mich, wenn ich sowas im Feedreader habe und meistens ziehe ich es vor, es als gelesen zu markieren und abzuhaken.

    Wenn es mir dann zu bunt wird, fliegen solche Blogs auch aus meinem Reader.

    Ich bin absolut Textorientiert, da ich meist aus beruflichen Gründen keinen Ton gebrauchen kann.

  2. Es ist halt schön bequem für einen Blogger, wenn er einen Inhalt anbieten kann, ohne eine eigene Leistung dazu anbieten zu müssen. Das Internet ist aber nun mal ein textorientiertes Informationsmedium. Daran ändern weder die Versuche öff-r Anstalten etwas, das Web in ein audiovisuelles Medium zu verwandeln, noch der Ehrgeiz von Verlegern oder Großbloggern Fernsehen zu machen. Im Sinne der Barrierefreiheit ist es sowieso nicht.

  3. Dem kann ich voll zustimmen – auch wenn es nichts nützen wird: Videos sind halt schneller in einen Artikel eingebettet als eine prägnante Zusammenfassung formuliert.

  4. Dem schließe ich mich (leider) auch an:
    Es ist auf vielen Blogs eine Unsitte geworden, irgendwelche „interessanten“ Videos einzubinden.

  5. Ich habe hier und da auch schon Videos eingebunden und ich kann ehrlich gesagt nicht’s schlimmes daran finden.

    Ich kann auch der „dogmatischen“ Aussage nicht zustimmen dass das Internet ein textorientiertes Medium ist. Wie alles auf dieser Welt ist das Internet einem Wandel unterzogen – genauso gut müsste man sagen ein Buch dürfte keine Bilder beinhalten weil sein Inhalt zum größten Teil durch Text wiedergegeben wird.

    Joachim

  6. @Joachim:
    ich habe gar nichts grundsätzlich gegen Videos und binde auch selber gelegentlich eines ein, wenn es zum Artikel passt.

    Es geht mir um die Ergonomie: Wenn die Info des Videos auch in 5 oder 10 Sätzen formuliert werden kann, dann ist es einfach eine heftige ZUMUTUNG, da 20 Minuten drauf gucken zu sollen, um das Ganze in epischer Länge abzusitzen! Und weil der Bloggerdas Video ja wohl selber schon angesehen hat, könnte er den Inhalt ja dich zusätzlich dazu schreiben – für all die vielen, die nicht die Zeit haben, lange Videos zu gucken.

    Hier ein Bespiel für eine gute, weil erläuterte Einbindung: Dumm für Deutschland

  7. Ich kann Claudias Aussage nur unterstützen. Natürlich ist es schon ein toller Service, wenn ich interessant Videos finde und sie in meinem Blog verbreite – keine Frage. Aber wenn ich mir dann noch die Mühe mache, dem Nutzer zu sagen, was er darin eigentlich sieht und worum es dort genau geht, dann ist das eben ein noch tollerer Service.

    Kommt halt immer darauf an, wie wichtig einem die Leser und Nutzer sind, um es mal hinterhältig und gemein zu formulieren ;-)

  8. […] 9. März 2009 von bayernonline Wie Blogger nützlich sein könnten http://tr.im/h9DK […]

  9. Ich befürchte, dass viele Blogger Videos oder Podcasts mit Mehrwert für die Nutzer gleichsetzen.

    Nur will ich persönlich ungern schlecht produzierte eigene Videos sehen, noch unkommentierte Videos anderer Anbieter auf Seite XY.

    Für mich ist ein Blog noch immer die personalisierte Sichtweise auf die Welt aus den Augen des Betreibers – wenn ich Videos suche gibt es eigentlich andere Anlaufstellen.

  10. Das mit den Videos nimmt etwas überhand finde ich. Manche Blogs sind zugepflastert mit Videos ohne eigenen Inhalt zu bringen. Kann auch nerven.

  11. Hallo!

    Die Angst geht um, Lebenszeit zu verlieren. Ein ungelöstes Rätsel ist, von wem und nach welchen Kriterien unsere Lebenszeit ausgewählt wird. Niemand kann zu seiner oder der Lebenszeit seiner Nächsten etwas Bestimmtes vorhersagen. Noch weniger weiß man, wie viel Freude und Schmerz man in seiner Lebenszeit erleben wird, wer die Lebenszeiträuber sein werden. In der Bibel gibt es dazu das Beispiel, wie der Herr drei Dienern während seiner Abwesenheit Talente zur Verwaltung übergibt. Zwei von ihnen vermehren ihre Talente, der dritte vergräbt seins. Er wird vom Herrn verstoßen, weil er es nicht genützt hat.

    Gruss schlagloch.

  12. @Schlagloch: schöner Kommentar! Mir geht es um die Zeit-Souveränität: ich möchte gerne selbst bestimmen, WIEVIEL Zeit ich darauf verwende, mitzubekommen, was Akteur X auf Event Y gesagt hat – LESEND klappt das gut, filmisch bin ich den Vorgaben des Filmenden ausgeliefert, der mir zumutet, für diesselbe Info fast ’ne halbe Stunde auf den Bildschirm zu schauen, die mir jemand auch mit ein paar Sätzen einfach hätte sagen können. Und SO SCHÖN sind die Videos in der Regel nicht, dass man sie als Kunst gerne anschauen würde…

  13. Ich bin auch dafür das man verlinkte Videos in seinem Blog kommentiert. Sich mit fremden Federn schmücken und nicht seinen Senf dazu geben, finde ich schwach.