Claudia Klinger am 23. Mai 2020 —

Wo bleibt die Corona-App?

Eigentlich sollte sie längst da sein, doch man kennt es ja: Elephanten tanzen nur mit Elephanten, also hat die Bundesregierung die Deutschen Telekom und den Software-Konzern SAP beauftragt. Klar, dass es dann dauert! Doch allein daran liegt es diesmal nicht.

Corona-App Symbolbild

Die App soll Kontakte zu Corona-Infizierten nachträglich aufspüren und so dazu beitragen, Ansteckungsketten schnell zu unterbrechen. Der ursprünglich geplante zentralisierte Ansatz wurde wegen massiver Kritik an der gefürchteten „Überwachung“ schnell verworfen. Zwar war und ist die Nutzung der App freiwillig geplant, doch stand zu befürchten, dass so nicht genug Leute mitmachen würden. Die jetzt präferierte und geplante dezentrale Lösung ist wiederum anderen zu wenig hilfreich, da es durchaus wahrscheinlich ist, dass ein gemeldeter „Kontakt zu Infizierten“ nicht zu den erwünschten Verhaltensweisen – etwa freiwillige Quarantäne – führen wird.

Unterstützt von Google und Apple

Anders als manche schon wieder fürchten, wird man die App selbst herunter laden müssen. Sie kommt NICHT automatisch mit irgendwelchen System-Updates von Google (Android) und Apple (iOs). Die beiden Konzerne stellen lediglich Schnittstellen für die Corona-Apps zur Verfügung, um sie technisch zu unterstützen.

Offiziell sind diese Schnittstellen nun verfügbar, wie Heise berichtet:

„Bisher wurde der Zugang dazu 22 Ländern zugesagt, wie die Unternehmen am Mittwoch mitteilten. Weitere dürften in den kommenden Wochen hinzukommen. Pro Land soll nur eine App auf die Schnittstellen zugreifen können, um einen Flickenteppich aus verschiedenen Anwendungen zu verhindern. Einen Hintergrundartikel zu den technischen Details finden Sie hier.“

In einem Artikel von Johannes Kuhn beim Deutschlandfunk ist der gesamte Verlauf der Streitigkeiten rund um die App nachzulesen, der am Ende zur Beauftragung von Telekon/SAP geführt hat, nachdem andere abgesprungen waren. Zum Termin der Fertigstellung heißt es nun:

„Für die Umsetzung der App durch Telekom und SAP rechnet die Bundesregierung mit einem zweistelligen Millionenbetrag. Man fange mehr oder weniger bei null an, heißt es aus Projektkreisen. Der anvisierte Starttermin: Mitte Juni.“

Wir dürfen gespannt sein! Ich befürchte (klar, rund um die App ist „Befürchtung“ die verbreitetste Haltung), dass zu wenige sie nutzen werden. Nicht unbedingt wegen Datenschutzängsten, sondern auch mangels entsprechender Ausstattung. Auf vielen älteren Smartphone-Modellen ist die Funk-Technik „Bluetooth Low Energy“, die von der App genutzt wird, gar nicht vorhanden – vermutlich insbesondere bei der Risikogruppe der Älteren, die sich nicht alle zwei Jahre ein neues Handy zulegen.

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Zur offiziellen Homepage der Corona-App