Claudia Klinger am 21. September 2011 —

Ab heute wird hier Welt verändert

Dass das konturlose rund um allerlei Social-Media & Gadjet-Bloggen & Posten auf Dauer in die Sinnkrise führt, wundert eigentlich nicht. Eher könnte man staunen, wie wenig die brisanten Krisen des großen Rests der Welt auf die Themen der grade angesagten Netzwelten durchschlagen!

Einen wunderbaren Artikel zur gefühlten Lage hat Wolfgang Michal geschrieben: In Burn Out im Netz zitiert er Jürgen Vielmeier von Basic Thinking mit den Sätzen:

„Wir sollten allerdings nicht so weit gehen, die vergangenen Jahre als bloße Spielerei abzutun, in der nichts Sinnvolles entstanden wäre. Die Möglichkeit, sich mit ein paar Klicks mit Menschen rund um den Erdball zu vernetzen und Trends in einer kurzen Nachricht innerhalb von Minuten einmal um den Erdball zu schicken, ist ein fantastisches Werkzeug, das wir in Zukunft noch gut gebrauchen können. Denn es wird Zeit, dass sich die klugen Köpfe den wichtigen Dingen des Lebens widmen. Zum Beispiel, wie dieser blöde Planet noch irgendwie gerettet werden kann. Um das in Angriff zu nehmen, stehen uns nun erstklassige Kommunikationsmittel zur Verfügung.“


Das spricht mir aus der Seele – und stimmt mich gleichzeitig nachdenklich über die Zukunft des Webwriting Magazins. Mein zweitältestes Blog hat schon länger keine klare Linie mehr, keinen ureigenen Sinn, der es von anderen unterscheidet. Dafür gibt es jetzt Themenblogs, die der Lebenswelt näher sind (z.B. naturnahes Gärtnern, unverbissen vegetarisch).

Gefühlte Millionen Blogs…

Es wird Zeit, dass auch dieses Blog sich den nützlichen Dingen zuwendet. „Kommunizieren und Publizieren im Internet“ kann man ja auf verschiedene Weise verstehen: als HowTo-Blog mit Tipps rund ums Bloggen, Webwerken, Schreiben und bekannt machen (SEO), als Szene-Feuilleton mit ein bisschen Netz-Poliik, als Link-Schleuder für all das. Ein paar Jahre war das auch in Ordnung, doch mittlerweile gibt es zu solchen Themen gefühlte Millionen Blogs, deren Betreiber/innen auch noch auf FB, Twitter und Google+ posten…. eine „Firehydrant Erfahrung“, die jede Lust nimmt, den Strahl noch durch „mehr dazu“ zu verstärken.

Alsdenn: Ab heute wird hier Welt verändert. :-) Dass da einiges geht, was ohne Internet unvorstellbar wäre, und dass noch viel mehr möglich wäre, würde man sich darüber einig – ja, darüber wird viel zu wenig geschrieben. Ich werde versuchen, das ein Stück weit zu ändern.

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Diskussion

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6 Kommentare zu „Ab heute wird hier Welt verändert“.

  1. Ich versuche das mit meinem Blog ebenfalls. Bin sehr gespannt, was hier kommt.

  2. Aus ähnlichen Gründen habe ich nie angefangen, zu blogen. (Gut, mein Spieleblog… aber der dient eher dazu, mit meinen vier Lesern und Spielfreunden in Kontakt zu bleiben ;-))

    Aber ich bleibe bei meiner alten Meinungstendenz: IM Internet ändern wir eh (so gut wie)nichts in der Welt. Dazu müssen wir den Computer ausmachen und vor die Tür gehen. Mal weiter weg, mal näher dran.

  3. Aber wenn wir vor die Tür gehen, Chäcker, dann sollten wir auch wissen, weshalb und wozu. Wir können dabei populistischen Rufen folgen. Doch das Netz gibt uns die Möglichkeit, uns vorab zu orientieren und positionieren. Und dann- ja, sollten wir vor die Türe gehen.

  4. MIT dem Internet wären wir im Stande, aus tausend guten Gründen „vor die Türe zu gehen“. Wenn wir uns denn trauen würden, lokale Netze zu erschaffen und auch zu nutzen, die uns Kooperation im Alltag ermöglichen – auf allen erdenklichen Ebenen.

    Netzwerke, die keinen Hype benötigen, weil sie realen Bedürfnissen dienen: A braucht Hilfe beim Aufbau des IKEA-Möbels, B hilft C beim Ausfüllen des Hartz4Formulars, C kauft für die gebrechliche D mit ein, D sucht und findet Schachpartner E, der seinerseits mit F, G und H zwei Baumscheiben begärtnert. Und spontan trifft sich ein Yoga-FlashMob auf der Liegewiese, usw. usf.

    Lokale Soziale Netzwerke (LSN), wie sie mir vorschweben, sind allerdings nicht „top down“ den Menschen vorzusetzen, womöglich noch mit einem kommerziellen Interesse. Es soll ja gerade nicht um GESCHÄFTE gehen, sondern darum, auszuexperimentieren, ob und wie ein Leben jenseits „der Märkte, wie wir sie kennen“ möglich ist. Schwarmmäßige Selbstorganisation on demand… oder so. :-)

  5. @Cräcker: Viele sind doch lange schon online, ohne dafür „einen Computer anschalten“ zu müssen… sie nehmen das Netz auch „vor die Türe“ mit.

  6. Wenn ich aber mir die Sachen im Internet so anschaue, dann sehe ich gefühlte (und natürlich von mir rheinisch übertrieben) 90% gegenseitiges Schultergeklopfe, das die Kreise, die eh der selben Meinung sind, seltens verlässt. Seltens lese ich, wenn nicht gerade ein Piratenstammtisch angekündigt wird oder jemand von einem Vortrag schreibt, von Dingen, die im anfassbarem Raum vom Autoren selber angegangen werden. Und ich denke dann: wie auch, die Veränderer sind ja anders beschäftigt.

    Mir kommt das Netz meist (immer auf unser Land bezogen) eher wie eine grössere Leserbriefkolumme vor.

    Klar gibts gesellschaftspolitische Ausnamen zwischen zwei-drei parteipolitischen Bekannten und Leute wie uns Antje, aber in der Masse lese ich auch viel Ablass-Beiträge und wiedergekaute Drittverwertung anderleuts Leserbriefe.

    Wohlgemerkt, ich bezieh mich nur auf das „ändern der Welt“ und es soll auch keine Wertung gegenüber das schreiben über das „eigene Lebensumfeld“ sein, das schätze ich selber sehr. Das entzieht sich aber meist dem Anspruch, etwas in der Welt zu verändern.