Claudia Klinger am 13. Januar 2010 —

Ab in die Cloud: Google macht Festplatten tendenziell überflüssig

Na klar, im Web gibt es lange schon verschiedenste Anbieter, die mit kostenlosem Speicherplatz zum Upload in die „Cloud“ locken. Die ersten paar GB gibts dort in der Regel gratis, dann muss gezahlt werden. In Zeiten des zunehmend mobiler genutzen Internets sind solche Angebote durchaus nützlich, doch waren sie bisher nicht wirklich erfolgreich. Wie sauer Bier bekam man hier und da die „Festplatten im Web“ per Einladung oder Gewinnspiel nachgeworfen – aber wie viele nutzten sie wirklich?

Ein Haupt-Hindernis war und ist das mangelnde Vertrauen (Trust), das all diese neuen Dienste gemeinsam haben bzw. eben NICHT haben. Wer will denn schon irgend einem StartUp große Mengen wichtiger Daten überlassen? Es könnte schon morgen wieder verschwunden sein oder plötzlich mehr Geld verlangen. Und wäre es überhaupt im Stande, Hard- und Software weiter user-freundlich zu managen, wenn der große Erfolg kommt? Eine umfangreiche Verlagerung von Festplatten-Inhalten auf Firmen-Server ist ja nicht gerade trivial, wenn so ein Angebot mal wirklich massenhaft angenommen wird. WEM traut man das denn wirklich zu?

Google hat nun angekündigt, jedem, der möchte, 1 GB Speicherplatz für Daten aller Art auf GoogleDocs einzuräumen – jedes GB mehr kostet den Spottpreis von 25 Cent ($0.25) pro Jahr!

Im offiziellen Google-Blog heißt es:

„We’re happy to announce that over the next few weeks we will be rolling out the ability to upload, store and organize any type of file in Google Docs. With this change, you’ll be able to upload and access your files from any computer — all you need is an Internet connection.
Instead of emailing files to yourself, which is particularly difficult with large files, you can upload to Google Docs any file up to 250 MB. You’ll have 1 GB of free storage for files you don’t convert into one of the Google Docs formats (i.e. Google documents, spreadsheets, and presentations), and if you need more space, you can buy additional storage for $0.25 per GB per year.“

Natürlich kann man einzelne Ordner auch „sharen“ – und hat den Blick frei auf alles, was da „für alle“ einsehbar geschaltet ist. Es könnte also werden wie ein Anonymous FTP der frühen Jahre, nur mit einem verdammt großen Server-Netzwerk im Rücken und perspektivisch angereichert mit zeitgemäßen Community-Funktionen. Und irgendwann vermutlich auch mit passenden Google-Ads, wenn man die nicht ablehnt…

Was so ein massenhafter Upload, wenn er denn Richtung Google in Gang käme, wieder für althergebrachte Geschäftsfelder in Frage stellt, das mögen nun andere ausmalen. Ich bin jedenfalls gespannt (und durchaus bereit, das Angebot zu nutzen).

Diskussion

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10 Kommentare zu „Ab in die Cloud: Google macht Festplatten tendenziell überflüssig“.

  1. ich weiß nicht… die vorstellung, dass meine daten irgendwo auf einem server weit weg in usa (oder wo auch immer) liegen, macht mich unruhig. für daten, die man mit anderen teilt (stichwort kollaboration) mag das noch angehen, aber meine privaten daten (wozu auch geschäftsdaten gehören) habe ich doch lieber hinter meiner eigenen firewall. dass cloud computing die eigene festplatte verdrängen wird, glaube ich daher eher nicht. es ist aber ein wichtiges zusatzangebot, das ohne frage.

  2. Mich machen meine Daten auf der heimischen Festplatte nervös. Mein mir wichtiger Schatz sind da speziell meine Fotos. Aber klar kann ich die lokal sichern, aber was nutzt mir das, wenn sie dann mit brennen beim Supergau. Oder wie beim Bekannten aus dem Dorf die Sicherungsplatte mit geklaut wird nach dem Einbruch.

    Also speichere ich diese Sachen in die Wolke. Wo die ist, ist mir wurscht. Im Zweifelsfall kann ich sie ja automatisch verschlüsseln lassen.

    Klar kann der Server sich auch leeren…. dann hätte ich sie ja noch zuhause. Das beide Orte auf einmal zerstört werden ist dann ein kleineres Risiko.

  3. […] tendenziell die Festplatten überflüssig macht, hatte mich noch nächtens zum Schreiben inspiriert, doch gegen all die anderen Themen von heute ist das schon wieder eine marginale […]

  4. @chräcker: das ist das einzige argument, das mich ab und zu über die wolke nachdenken lässt. aber diffuse bauchschmerzen bleiben. meine „analogen“ fotos existieren ja auch nur einmal…

  5. Ich hab fast keine Daten, die irgendwie schützenswert wären – außer dem Mailverkehr, den ich ganz traditionell nur auf dem eigenen PC speichere (und nicht irgendwo bei GMail oder Web.de).

    Was ich in die Cloud sichern würde, wären BlogDB-Sicherungen, alte Webwerke/Materialien, die Themes aller eigenen und Kundenblogs – nicht aber Passwortlisten, die ich eh mal gerne zusammenschrumpfen würde (zum Glück wird das „einloggen über Twitter“ etc. immer üblicher).

  6. Die Cluuds sind total überflüssig und dienen nur den Anbietern. In einer zeit, wo man für 4 TB Festplatten nur noch 100 Euro zahlt, macht eskeinen Sinn, extra wegen 10 oder 20 GB Daten in eine Cloud zu laden. Da kann man ohner das Sicherheitsrisiko externer Verwendung alle Daten doppelt auf einer anderen HDD zwischenlagern oder auf einer 50GB Bluray (schon für 1,50 zu haen) sichern.Aber klar: Googlöe und die NSA freuen sich, wenn naive Deutsche ihnen die Daten selbst noch schenken.

  7. Hallo Bernd,

    was „sensible Daten“ angeht, sind deine Bedenken berechtigt.

    ÜBERFLÜSSIG sind die Clouds allerdings nicht, denn ihr Sinn ist ja nicht im „billigen Speicherplatz“ erschöpft! Ganz wesentlich dienen sie dem Zugriff von unterschiedlichen Orten und Geräten aus – kaum jemand ist noch ohne Tablet oder Smarthandy und möchte auch da auf die eigenen Daten zugreifen. Weit wichtiger noch ist es für die Zusammenarbeit von mehreren an einem Projekt Beteiligten – liegt auf der Hand, oder?

    Wär natürlich super, wenn es mehr europäische, vergleichbar kostenlose oder preiswerte Clouds gäbe. Aber das haben die Europäer eben leider lange verpennt!

  8. Danke Claudia!
    Du hast grundsätzlich recht, wenn es um verfügbare programme gibt – wie z.B. von Adobe – die nur gemietet werden, Die eigenen Daten aber hat man doch immer bequem per Stick dabei, ich habe immer einen USB 3.0 Stick dabei. Davon habe ich viel schneller Zugriff, als wenn ich etwas erst aus einer Cloud herunterladen müsste.
    Eines bliebe: Eigene Fotos und Video den freunden zur Verfügung zustellen, die sie sich herunterladen können.Bei Nahkontakt brenne ich immer gleich DVD`s (Stück 25 C.) und gebe sie weiter. Dann hat jeder gleich ein Backup.

  9. So hat halt jeder sein eigenes Datenregime! Als Privatperson reicht dir dein Stick – vermutlich gehst du auch nicht ausschweifend mit Smarthandy oder Tablet um?

    Aber alle, die per Internet arbeiten…! Ich mache z.B. grade ein Projekt, an dem über 25 Übersetzer mitmachen, die alle „irgendwo“ auf der Welt sitzen.. ohne Cloud ist man da verratzt, bzw. es wäre unsäglich umständlich und fehleranfällig.

  10. Stimmt. Viel Erfolg dabei!