Claudia Klinger am 08. Mai 2008 —

Altersheim 2.0 – Idee und Konzept

Wie Web2.0 den Alten und Pflegebedürftigen aus der Isolation helfen könnte

Nicht alles sei immer nur schlecht in den Alten- und Pflegeheimen, sagt Gesundheitsministerin Ulla Schmidt in jeder Talkshow, die sie mit ihrer Anwesenheit beehrt. Und doch hören und lesen wir immer wieder Schreckensgeschichten von vernachlässigten alten Menschen, die in den Heimen mehr dahin vegetieren als leben. Entsprechend groß ist die Angst der Jüngeren, einmal gebrechlich oder gar pflegebedürftig zu werden. Man verdrängt den Gedanken ans Alter, betreibt Fitness & Anti-Aging in der Hoffnung, zumindest ein „aktiver Senior“ zu werden: selbständig, fröhlich herum reisend, unabhängig und immer noch am Ball. Eine schöne Illusion, die vielleicht sogar bis zum ersten Oberschenkelhalsbruch oder dem plötzlichen Hirnschlag hält – und dann?

Die Lage: Satt und sauber, aber einsam

Wer sich mal auf die derzeit zunehmenden Berichte aus real existierenden Pflegeheimen einlässt, wird feststellen: oft wird das Versprechen einer „satt und sauber-Pflege“ tatsächlich eingehalten und auch die vielen noch bewegungsfähigen Alten werden durchaus wohl versorgt. Was jedoch an allen Ecken und Enden fehlt, ist der menschliche Kontakt und die Möglichkeit, weiterhin ein soziales Leben zu führen: Das Personal hat keine Zeit zum Spazieren gehen, Besuche sind selten, manche bekommen gar keine, weil alle Freunde und Angehörigen schon weggestorben sind. Die Alten bleiben unter sich oder allein in ihrem Zimmer, sitzen den ganzen Tag vor dem Fernseher und verlieren nach und nach ihre geistige Wachheit und die Freude am Leben. Und wer keine Angehörigen hat, hat die schlechtesten Karten, denn dann merkt keiner, wenn man mal so richtig zum Opfer des „Pflegenotstands“ wird!

Idee: Jedem Altersheim seine virtuelle Community

In meinem Stadtteil kann ich praktisch alle Unternehmen, Läden und Projekte, Kneipen und sozialen Einrichtungen übers Web erreichen. Eigene Webpräsenzen der Altersheime finden sich dagegen nicht, höchstens mal Auflistungen der Adressen. Von teuren Seniorenresidenzen sind mir dagegen beim bundesweiten Surfen schon Prospekt-artige Werbe-Seiten begegnet: Wähle UNSERE Residenz, hier ist alles super! Weder erfahre ich, wer da lebt, noch kann ich eigenständig zu einem alten Menschen Kontakt aufnehmen, wenn ich Lust und Zeit dazu habe.

Das kann sich ändern, es ist jetzt technisch möglich und machbar! Man stelle sich vor:

  • Es gibt zu jedem Altenheim eine Community-Seite, in der alle Bewohner repräsentiert sind und kontaktiert werden können;
  • Ähnlich wie in einer Single-Community haben alle ein Profil, das sie als Person beschreibt, etwas aus ihrem Leben berichtet, je nachdem, was der einzelne wünscht;
  • Derzeit boomt das Internet bei den Senioren, immer mehr netzkompetente Alte werden in Zukunft ihre Profile selbst betreuen und Kontakte pflegen können. Für diejenigen, die dazu nicht im Stande sind, könnte es die Projektbetreuung tun: Erhebung der Kontaktwünsche im persönlichen Gespräch, Abstimmung der Selbstdarstellung in der Com, Erläuterung der neuen Möglichkeiten: natürlich nicht Technik-, sondern Bedürfnis-zentriert.
  • Sinn der Community wäre REALER KONTAKT im physischen Nahraum der jeweiligen Stadt bzw. Umgebung. Es gibt viele ältere, aber auch jüngere Menschen, die gerne Zeit mit einem alten Menschen verbringen würden, aber bisher keine „niedrigschwellige“ Möglichkeit finden, das jenseits irgendwelcher Wohlfahrtsverbände und sonstiger Vereine zu tun. Über eine Web-Communiy ist das leicht möglich.
  • Wer Kontakt aufnehmen will, sollte in der Community des jeweiligen Altenheims Mitglied werden und dabei seine REALEN DATEN angeben, die von der Projektbetreuung auch verifiziert werden. Das gäbe eine Grundsicherheit, dass die Alten nicht von wirren Fakes belästigt werden, die nichts Gutes im Sinn haben. Diese Hürde sollte abgewählt werden können für Bewohner, die es nicht für nötig halten.
  • Rund um das Kernfeature „Kontakte zwischen Freiwilligen und Alten ermöglichen“ kann die Altenheim-Com nach und nach alle Community-typsichen Features anbieten, natürlich auch die jeweilige Einrichtung zeigen, das Personal vorstellen, evtl. Veranstaltungen bekannt machen und vieles mehr. Aktive Alte könnten Foren besuchen, bloggen und aus ihrem Leben erzählen. Noch klingt das vielleicht utopisch, doch werden in Zukunft immer mehr netzkompetente Senioren diese Angebote nutzen können.
  • Innerhalb jeweiligen Stadt können die Coms leicht bekannt gemacht und auf vielen sozialen Projekt-Seiten verlinkt werden, wie auch an die wachsenden lokalen Communities „andocken“.
  • Über das jeweilige Alten- bzw. Pflegeheim hinaus könnten alte Menschen Mitglied werden, die im Einzugsgebiet des Altenheims zuhause gepflegt werden, sei es durch Angehörige oder durch ambulante Dienste.

Geht nicht, weil… ?

Oh doch, das ist machbar, wenn es engagierte Leute in die Hand nehmen und erst mal ein paar Modellprojekte anleiern. Wenn man dafür Einrichtungen findet, die der Sache aufgeschlossen gegenüber stehen, wird man auch Freiwillige finden, die den Bewohnern das Projekt vorstellen und die aufwändige „Aufnahme“ der Profile durchführen. Später gibt es vielleicht auch institutionelle Unterstützung, etwa durch den Einsatz von ALG2-Empfängern, die gerne eine solche Arbeit mit Menschen machen anstatt z.B. die Grünanlagen zu pflegen. Und natürlich kann man SPONSOREN suchen, ich denke da an Unternehmen, die ihr Geschäft sowieso mit alten Menschen machen.

Lange schon schwirrt dieses Projekt in meinem Kopf herum, das ganz gewiss noch vielfältig zu konkretisieren und zu variieren ist. Ich möchte nicht länger darauf warten, selbst mal die Zeit zu finden, es anzuschieben. Engagierte Altenpfleger mit Netz-Knowhow sind da viel näher dran, aber auch andere, die noch Ideen suchen, um das Web2.0 auch im sozialen Sektor zu einem Renner zu machen.

Hilf mit!

Seid also so lieb und helft, diesen Artikel bekannt zu machen. Sprecht die Idee an, wenn Ihr selbst Berührung mit dem Thema habt, schickt den Link in die Welt! Wir alle werden mal richtig alt und wollen dann doch eine entwickelte Netz-Infrastruktur vorfinden – und nicht etwa in der Isolation verrecken!

(Sollte es schon irgendwo Ansätze in diese Richtung geben, freue ich mich über Infos darüber in den Kommentaren!)

Den Artikel Altersheim 2.0 gibt es als reinen Text ohne alles Drumrum im PDF-Format: zum Ausdrucken, mitnehmen und weiter reichen.

Diskussion

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27 Kommentare zu „Altersheim 2.0 – Idee und Konzept“.

  1. […] Idee und ein Konzept, grad eben gefunden im Webwriting Magazin mit der Bitte es weiterzuleiten und bekannt zu […]

  2. manueller Trackback

    […] Sofern wir nicht in jungen Jahren sterben, kommt wohl auf die meisten von uns früher oder später das Thema »Altersheim« zu […]

  3. […] Der Gedanke gefällt mir und spontan und ich hätte gerne mit “Gericomm” getitelt, aber der Name (mit einem “m”) ist ja leider schon belegt. Hört sich auch nicht besonders toll an und dürfte wahrscheinlich über die Vertipper massig Senioren auf die falsche Seite leiten […]

  4. […] und neue Kontakte werden nicht leichter aufzubauen und zu finden.  Mehr zu dieser Idee im webwriting-magazin. (Via Bandscheiben-Blog). Bei der Gelegenheit: Kennt sich jemand aus mit "Gewichtsabnahme bei […]

  5. […] sein, und neue Kontakte werden nicht leichter aufzubauen und zu finden. Mehr zu dieser Idee im webwriting-magazin. (Via Bandscheiben-Blog). Bei der Gelegenheit: Kennt sich jemand aus mit “Gewichtsabnahme bei […]

  6. Ich habe deine Idee einmal einer mir bekannten Leiterin eines Altenheims vorgelegt. Vielleicht ganz interessant, was sie dazu sagt:

    1. Die satt-und-sauber-Pflege ist das vom Gesetzgeber aus finanzpolitischen Gründen angepeilte Ziel. Über die Festlegung der Pflegesätze beeinflußt er direkt die Personalschlüssel, die wiederum die verfügbare Menge an Arbeit je Bewohnerin beschränke.

    2. Durch die Festlegung von Pflegestandards, deren Einhaltung über den Medizinischen Dienst kontrolliert und durchgesetzt werden, dominieren die rein medizinischen Gesichtspunkte über den psycho-sozialen Belangen.

    3. Das Ganze wird hinter PR-Fassaden wie ‚Autonomie im Alter‘, ‚Mobilisierung‘ usw. , mit denen Heime und Träger sich in der Öffentlichkeit heute gerne darstellen, versteckt.

    4. Ziel dieses Prozesses ist nach ihrer Auffassung das Zurückdrängen der stationären Pflege (weil diese die öffentlichen Hände immer mehr belaste werden) zugunsten ambulanter Pflege (die im nicht öffentlichkeitswirksamen Einzelfall immer durch unbezahlte Zuarbeit Angehöriger, Nachbarn oder Bekannter ergänzt werden muß, im Mißlingensfall als Krankheit außerhalb des finanziellen Bereichs der Pflegeversicherung verbleibt und daher möglicherweise von der Politik als tendenziell billiger eingestuft wird. Sie bietet dazu den nicht unerheblichen Vorteil, daß Mißstände dort viel einfacher als Zufälle und nicht als systemisch hingestellt werden können.

    5. Die Eingruppierungen in Pflegestufen (Voraussetzung für das Wohnen in einer stationären Einrichtung für Nicht-Selbstzahler, d.i. Menschen mit normaler Rente) und deren Definitionen bedeuten, daß die nachrückenden Bewohner immer weniger selbstständig und immer hinfälliger werden. Die stationären Einrichtungen werden somit tendenziell zu Durchgangsheimen mit immer kürzerer Verweildauer (zu Deutsch: Sterbehospizen)

    6. Die Zusammensetzung des Pflegepersonals ist durch eine abnehmende Qualifizierung des Gros der Mitarbeiter (um die Personalkosten in Grenzen zu halten) bei gleichzeitiger Zunahme der zentralisierten Qualitätskontrolle (Zertifizierungen, Pflegestandards), die durch einige wenige Fachkräfte erfolgt (und der direkten Pflege weitere Arbeitszeit wegnimmt) gekennzeichnet.

    Summa: sie meinte, daß deine Idee sehr sympathisch sei. Und sich vermutlich sogar in einigen Einrichtungen (Residenzen für besser Gestellte) realisieren ließe, da sie geeignet sei, das schlechte Gewissen der Angehörigen zu beruhigen und somit als Werbeargument dienen könne im Kampf um die Vollbelegung (der immer mehr zwischen den noch verbleibenden Einrichtungen tobt). Für eine findige Softwarefirma durchaus ein interessanter Ansatz, der sich an finanzstarke Träger (die den Markt allmählich beherrschen) vermutlich verkaufen ließe, denen allmählich die zugkräftigen und griffigen Slogans für ihre Außendarstellung abhanden kämen.

  7. Hi Susanne, herzlichen Dank für deinen Einsatz, bin echt entzückt!

    Ja, genau diese Situation, die die Heimleiterin beschreibt, will ich aber mittels des Konzepts „Community“ verändern: Wenn sich Ehrenamtliche finden (und durchaus auch die Softwarefirma!), die das umsetzen, kann eine Heimleitung ja eher schlecht „dagegen sein“ – die sind ja nicht alle „böse“, sondern den von dir aufgelisteten Zwängen unterworfen.

    Wenn die niedrigschwellige Möglichkeit zu neuen Kontakten für die Heimbewohner hergestellt ist, dann sind sie auch weniger dem ausgeliefert, was gerade so „die Zustände“ sind. Ich habe nämlich auch schon öfter gehört, dass Heimbewohner, die Besuch bekommen, durchaus mal anders behandelt/besser versorgt werden als welche, die keine Kontakte mehr haben.

    Frag Sie doch mal, was sie dagegen hätte, das in IHRER EINRICHTUNG zu versuchen! Wozu braucht es da „besser Gestellte?“

  8. Altersheim 2.0 – Idee und Konzept…

    Wie Web2.0 den Alten und Pflegebedürftigen aus der Isolation helfen könnte: Altersheim 2.0 – Idee und Konzept
    Es gibt viele ältere, aber auch jüngere Menschen, die gerne Zeit mit einem alten Menschen verbringen würden, aber bisher keine “niedrig…

  9. Nun mal Grundsätzlich,ich halte die Entwicklung hin zu Alten/Pflegeheimen (Fabrikrationales Pflegen – denn nichts anderes sind Alten/Pflegeheime !- Analog zu allen anderen Fabriken – eben ein Spiegel unserer Gesellschaft !Von den Skandalfilmen halte ich nichts ! Denn in jedem Pflegeheim könnte man solch einen Film drehen ! Das ist der Skandal !)für eine gewaltige gesellschaftliche Fehlentwicklung !

    Welche Alternativen gibt es ? Das Geld dahin lenken wo es hingehört ! In die Familien,dahin wo Alte/Kranke(Pflegebedürftige) Menschen schon immer betreut wurden (Warum sollte das heute anders sein ?).Wie könnte das heute aussehen ? Da ja immer mehr alles über Geld läuft muß natürlich der pflegende Angehörige dafür ordentlich bezahlt werden und eine Arbeitsplatzgarantie erhalten(immer noch billiger als die Fabrikpflege)!Für Pflegebedürftige,die keine Angehörige haben oder solche die nicht möchten,sollte erlaubt sein von Personen (für Bezahlung)gepflegt zu werden, die es gerne tun !Dieses ist in Deutschland fast unmöglich,da das Pflegen einer Person,die nicht Verwandt ist schon unter das Heimgesetz fällt,daß heißt es müßen diverse Auflagen erfüllt werden(Bsp. Einbau eines Aufzugs usw.),da müßte das Heimgesetz geändert werden.

    So,mit diesen Maßnahmen würden etwa bis zu 95% aller Heime einfach überflüssig – behaupte ich einfach mal.Die restlichen 5% sind Intensiv-Pflege oder hochgradige Psychosen wo Einzelpersonen völlig überfordert sind,da müßen andere komunalnahe Lösungen her.

    Alg2 Empfänger verstärkt gesellschaftlich einzusetzen halte ich schlichtweg für einen Skandal,1.kann man davon auf Dauer nicht leben.2.es wird ein niedrig-Lohnsektor der sich immer weiter ausdehnt, etabliert.3.der Druck und die Gehälter auf die nicht Alg2 Empfänger wird erhöht bez. Gehälter geschmählert.

    Eine Alternative dazu wäre ein wirklich ausreichendes bedingungsloses Grundeinkommen für jeden !(Finanziert über eine Geldbewegungssteuer).Damit könnten sich viele gesellschaftliche Fehlentwicklungen auflösen und sich grundsätzlich neu ausrichten,so auch in Bezug der Alten/Krankenppflege. Auch würde ein Grundeinkommen selbstorganisatorische Strukturen massiv fördern,die in vielen Bereichen zu völlig überraschende Ergebnissen führen würden.
    Liebe Grüße
    Guido
    Altenpfleger in einer psychiatrischen Pflegeeinrichtung.

  10. Lieber Guido,

    danke für deinen umfangreichen Beitrag! Selbstverständlich kann man auf einen „gewaltigen Misstand“ schauen und ALLES GANZ ANDERS fordern. Ich unterschreibe alle deine Forderungen, mit Ausnahme derer, die bereits verwirklicht sind (Angehörige können sich bereits für Pflege bezahlen lassen). Du hast vielleicht auch nicht gemerkt, dass die Unterbringung in Heimen bereits jetzt zugunsten häuslicher Pflege nur einen geringen Anteil ausmacht: die allermeisten werden zuhause und ambulant gepflegt (was der Vereinsamung übrigens nicht immer abhilft).

    Mir geht es um einen Vorschlag, der in den bestehenden Verhältnissen machbar ist, der die Vereinsamung vieler Alter mildern soll, ohne dass erst die Welt geändert werden muss: durch EINFACHE Kontaktaufnahme nach und von außen im Rahmen einer lokal verankerten Community. Und zwar sowohl für Menschen in Heimen, als auch solchen, die zuhause leben.

    Da braucht es dann Leute, die das umsetzen (sowohl für die Software bzw die Com, als auch „Kontakter“: ehrenamtlich engagiert, privat gesponsert, oder auf irgend einer Schiene vom Staat bezahlt – ein Modellprojekt könnten evtl. auch Studenten im Rahmen einer Projektarbeit anleihern.

    Bin mal gespannt, ob irgendwann auch mal jemand schreibt: Ja, super! Das fang ich einfach mal in dem Altenheim an, in dem meine Mutter ist… Oder: Hey, gute Idee, ich such schon lange nach einem „echt nützlichen Communityprojekt“, warum nicht das mal? Wie könnte ich Freiwillige finden??

    Und nicht nur „geht nicht, weil…“ oder eine Latte grundstürzender Forderungen, alle schön und gut, nur eben in nächster Zukunft nicht Ziel-führend in Bezug auf das Anliegen.

  11. Natürlich ist deine Idee einer Computerunterstützten Komunikation von Altenheimbewohnern und anderen OK,müßte in Modellprojekten schmackhaft gemacht werden,denn in Zeiten(bekommen wir immer mehr zu spüren – auch als Pflegepersonal,deren Arbeitsbedingungen werden sowieso gerne übersehen -uns ist das Lachen schon längst „vergält worden“)von Gewinnmaximierung und Einsparung müßten die Heimleitungen für solche Projekte gewonnen werden.

    Am sinnvollsten sind solche Projekte in gewöhnliche Altenheimen im klassischen Sinn also für relativ mobile (geistig)
    Menschen(meine Kritik – ob da überhaupt Heimstrukturen nötig sind ?).Für Pflegeheime weniger sinnvoll,da hat man mit ganz anderen Problemen zu tun die vordringlich sind (wenn du Zeit hast ,mach doch mal ein kurzes Praktikum in einem Pflegeheim – sehr empfehlenswert und sozial).Unsere Realität als Pflegekräfte -wir sind nur am rennen und das immer mehr,werden weder wirklich den zu Pflegenden noch uns selbst gerecht(mit wirklicher Mitmenschlichkeit hat das nichts zu tun) von der Heimleitung ganz zu schweigen(zumindest in unserem Haus).

    Für solche Projekte anzuleiern wende dich doch mal ans Sozialministerium oder an verschiedene Unis oder an Heim und Pflegeverbände.

    Mir ist es nicht entgangen,daß die meisten Pflegebedürftigen zu Hause gepflegt werden(war davon selbst betroffen) – das ist auch gut so,
    auch das die Förderung der häuslichen Pflege verbessert wurde(seit kurzem) – auch gut,allerdings nach meiner Ansicht längst nicht ausreichend(so kommt man nicht weg vom Altenheimsystem, finanziel zu gering gefördert).Oft bedeutet das für den häuslich Pflegenden nach der Pflegezeit die Entlassung in die Arbeitslosigkeit,beziehungsweise heutzutags als 1 Eurojober erfolgreich ausgebeutet zu werden(und die Bundesregierung kann voller Stolz verkünden wie viele neue Arbeitsplätze sie doch neu geschaffen hat).

    Wenn man durch unser Land fährt, fällt es auf wie viele neue Alten und Pflegeheime neu entstehen,da drängt sich die Frage auf wer soll das in Zukunft bezahlen ? (ein Pflegeheimplatz ist sehr teuer). Nicht nur nach meiner Meinung wird das Sozialsystem der Bundesrepublik in nicht allzuferner Zukunft zusammenbrechen ob man nun will oder nicht, spielt da keine Rolle mehr.
    Die Frage lautet dann,wie gehts weiter ?
    Ein anderes System wird kommen,nur welches?In wie weit können die Bürger mitentscheiden ? Was ist überhaupt Gerechtigkeit ?
    Das sind die Fragen die nach einer Antwort verlangen und jeden einzelnen immer mehr betreffen und das nicht nur in Deutschland !

    Liebe Grüße
    Guido

  12. […] Webwriting-Magazin ein interessanter Artikel von Claudia: Altersheim 2.0 – Idee und Konzept. Wie Web2.0 den Alten und Pflegebedürftigen aus der Isolation helfen […]

  13. Gute Idee. Dennoch passt sie besser zum betreuten Wohnen oder für Senioren-WGs oder ein Netzwerk für Senioren, die ambulant betreut werden. Hier sind die Menschen in der Regel noch rüstiger als im Heim, in das mehrheitlich Hochbetagte kommen, die stark pflegebedürftig und in vielen Fällen auch an Demenz erkrankt sind.

    Vielleicht ist Ihre Idee in einigen Jahren in Pflegeheimen verwirklichbar, wenn eine Generation eintritt, die im Umgang mit dem Internet bzw. Communities geschult ist und diese Kompetenzen noch ins Heim hinüber retten kann.

    Ich denke, es wäre im Moment schon viel gewonnen, wenn sich die Heime in der realen Welt nach außen bzw. zu ihrem Viertel hin stärker öffnen würden und die Verantwortlichen mehr Menschen zur ehrenamtlichen Arbeit, einem gemeinsamen Mittagstisch mit den Pflegebedürftigen usw. motivieren könnten. Es wird einfach noch viel zuwenig Werbung für die eigene Einrichtung und die eigene Klientel gemacht, sehr häufig sind die Einrichtungen noch am Rand der Gesellschaft statt mittendrin.

    Es ist die Frage, ob eine Online-Community überhaupt jemals die Bedürfnisse der Bewohner effektiv befriedigen könnte. Denn so kurz vor dem Tod wünschen sich viele Menschen persönlichen Beistand, nicht über’s Netz, sondern durch die Präsenz von Menschen, die dem Pflegebedürftigen auch körperlich nah sind.

    Dennoch – die Idee ist gut, weil sie das Problem ‚Pflegeheim/Isolation der Pflegebedürftigen‘ überhaupt mal thematisiert, das ist ein Thema, das keine Lobby hat und auch im Rahmen des Social Web noch zuwenig angesprochen wird.

    Ich selbst vermisse auch die Beiträge alter und pflegebedürftiger Menschen im Netz. Ich halte momentan Podcasts für ein Medium, das man sehr gut im Pflegeheim einsetzen könnte. Die Menschen können oder wollen vielleicht nicht mehr schreiben oder sich auf das Internet einlassen, aber sie können noch sehr gut erzählen. Mit Podcasts, die das Pflegeheim dann auf den eigenen Webseiten präsentiert, könnte man die Erinnerungsschätze der alten Menschen erhalten und die Mauern zwischen Institution und Umwelt verringern.

  14. Liebe Brigitte: ich bin völlig deiner Meinung, dass Netzkommunikation nichts für schwer pflegebedürftige Hochbetagte ist! Und ich schrieb im Artikel:

    „Sinn der Community wäre REALER KONTAKT im physischen Nahraum der jeweiligen Stadt bzw. Umgebung. Es gibt viele ältere, aber auch jüngere Menschen, die gerne Zeit mit einem alten Menschen verbringen würden, aber bisher keine “niedrigschwellige” Möglichkeit finden, das jenseits irgendwelcher Wohlfahrtsverbände und sonstiger Vereine zu tun. Über eine Web-Communiy ist das leicht möglich.“

    Die Com selbst müsste von Ehrenamtlichen, von Angehörigen und evtl. auch dem Personal „gemacht“ werden und als Instrument genutzt, sich gegenüber dem Stadtteil zu öffnen!

    Je nachdem, wie rüstig und interessiert alte Menschen noch sind, könnten sie dann dafür interessiert werden – ODER sie beschränken sich eben auf das Aussprechen ihrer Wünsche gegenüber den Community-Aktiven, die ganz real hingehen sollen und mit den Menschen REDEN!!! Nämlich um heraus zu finden, ob die jeweilige Person überhaupt Lust darauf hat, mit einem fremden Menschen z.B. Besuchskontakt aufzubauen oder nicht. Und wenn ja, dann eben auch die Wünsche bezüglich der „Selbstbeschreibung“ in der Com, aber auch bezüglich der Person des gesuchten Freiwilligen.

  15. Liebe Claudia,

    ich finde deine Idee sehr gut. Auch wenn unsereiner jetzt in verschiedenen Online-Communities eingebunden ist, mag es durchaus sein, dass diese für die letzte Lebensphase alle nicht hilfreich sind. Von daher macht dein Vorschlag für das Altenheim 2.0 wirklich Sinn. Allerdings ist wohl einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten, wenn wir in der entsprechenden Phase tatsächlich selbst schon davon profitieren wollen. Dank entsprechender Bausteine ist die Realisierung selbst nur eine Sache von ein paar Klicks.

    Viele Grüße
    Cora

  16. Eben – und da könnte man ja mal ein paar Versuche starten! Bin gespannt, wann ich mal was derartiges mitbekomme – und wenn nicht, muss ich es wohl doch versuchen, selber zu machen.

  17. Warum seit ihr alle so fixiert auf Altenheime.Ich meine noch immer das beste Altenheim ist gar kein Altenheim !Und es sollte alles erdenkliche getan werden sie abzuschaffen !
    Neulich habe ich einen schönen Doku-Bericht über Thailand gesehen – Dort gibt es keine Altenheime ! Nicht ganz -ein einziges gibt es und zwar für Europäer.Bis jetzt sind die Thais(armes Land in unserem europäischem Sinne)in der Lage ihre Angehörigen selbst zu pflegen , beziehungsweise findet sich in der Nachbarschaft immer jemand der sich den alten Leutchen annimmt (In Gemeinschaft).Das könnte auch in unserem Land „Modell“ sein.Da wäre inzwischen(da immer mehr gewachsene Strukturen durch die sich umgreifende auch geforderte Flexibilität zerstört wird)eine Computer-gestützte Komunikation sehr sinnvoll um wieder sowas wie Nachbarschaft oder Nachbarschaftshilfe oder Hilfe auf Gegenseitigkeit wieder herstellen zu können,da könnten Altenheime durchaus(da sie schon mal da sind)mit einbezogen werden,vielleicht auch Schulen,Kindergärten,Vereine,Zivis u.a.(1-Euro-Jober nicht – da sollten lieber ordentliche Arbeitsplätze daraus gemacht werden – um diesen Leuten wieder eine echte Lebensperspektive zu ermöglichen)könnten sich an solchen Projekten beteiligen.
    Auch weiterhin sehe ich die Einführung eines wirklich ausreichendes bedingungslosen Grundeinkommens für jeden als sehr sinnvoll an um viele Fehlentwicklungen einfacher aufzulösen.

    Liebe Grüße
    Guido

  18. Nein, das bloße Zurücksehnen nach sozialen Verhältnissen, die bei uns lange schon im Schwinden sind, ist keine Lösung für die Zukunft!
    Frag doch mal rum, wer Lust hat, von den eigenen Kindern gepflegt zu werden! Und ein gutes Drittel, Tendenz steigend, hat keine Kinder.

    Ansonsten sind wir einer Meinung: ich bin auch für daheim bleiben, solange es irgend möglich ist, klar! Dass aber Communities, an die man problemlos andocken kann, für die Organisation von Hilfen und kontakten (drinnen wie draußen) gut geeignet sind, steht für mich außer Frage.

  19. Ich schreibe als 40jähriger in meinem Blog übers Gesundbleiben im Alter. Zum gesunden Altern gehören auch soziale Kontakte, wie auch gesunde Ernährung.
    Wenn wir dann mal 60 oder so sind, ist es ganz normal in Communites vernetzt zu sein und das bis ins hohe Alter. In ca. 10 Jahren sind mehr als die Hälfte der Bevölkerung über 40, wir werden alle älter…

  20. Hallo,
    hab deinen Aufruf erst gestern gelesen und finde die Idee spannend.
    Da dein Eintrag ja schon einige Zeit alt ist, wollte ich jetzt mal anfragen, ob es schon Modellprojekte gibt oder ob deine gute Idee in Sande verlaufen ist.

    Grüße
    Sonja

  21. Wir betreiben schon seit einigen Jahren ein Internetcafe „Von Senioren für Senioren“ in Würzburg. Unser Internetcafe ist zwar in einem Caritas Seniorenzentrum untergebracht, aber aus dieser Einrichtung kommen nur 2 Besucherinnen. Der Rest, kommt aus der Stadt. Natürlich sind wir sehr dankbar, dass uns das Seniorenzentrum (mit Unterstützung der Stadt Würzburg) den Raum zur Verfügung stellt, die restlichen Kosten tragen wir selbst. Die Helferinnen und Helfer arbeiten ehrenamtlich und die Besucherinnen und Besucher steuern einen bescheidenen Obulus bei. Damit kommen wir auf einen ausgeglichenen Haushalt, auch wenn wir in neue Hardware investieren..

    Grüße
    Herbert Schmidt

  22. Liebe Claudia,
    ich möchte hier mal anknüpfen und auf einen Artikel von Jean-Pol Martin hinweisen.
    http://www.bloggerpatenschaften.de/geschwindigkeit-und-vernetzung-auch-fur-senioren/

  23. Hallo,
    den interessanten Beitrag habe ich leider erst jetzt entdeckt, finde die Idee aber ebenfalls spannend. Gibt es denn inzwischen konkretere Projekte dazu?

  24. > Es gibt zu jedem Altenheim eine Community-Seite, in der alle Bewohner repräsentiert sind und kontaktiert werden können;

    Das ist eine tolle Idee, die mir gut gefällt, Allerdings setzt das sicher auch entsprechendes Personal voraus, welches den Bewohnern dabei zur Seite steht.

  25. Diesen Beitrag habe ich eben bei twitter gefunden – Memolo – aktiv das Leben selbst gestalten – Depression im Alter ist ein mit dem demografischen Wandel zunehmendes Problem. http://tdpp.de/67

    Hier gibt auch noch einen Pflege-Blog mit der Möglichkeit, Erfahrungen oder Neuigkeiten aus Bereich der Pflege zu erstellen oder zu ergänzen. http://tdpp.de/8

  26. Mal abgesehen davon, ob das „satt und sauber“-Versprechen wirklich von den meisten Heimen eingehalten wird oder nicht. Ich sehe ein grundsätzliches Problem mit diesem Vorschlag: Der Schnitt der netzaktiven Senioren und Heimbewohner ist ziemlich klein. Meine Oma hat ihre letzten Jahre in einem Seniorenheim verbracht und für sie und die meisten Insassen war die Bedienung des TV-Geräts schon zu viel. Die hätten nicht mal das Konzept einer virtuellen Community verstanden. Und die, die geistig noch fit genug für soetwas gewesen wären, waren mobil genug (zur Not mit Rollstuhl) um sich die soziale Interaktion direkt im Face2Face Gespräch zu holen.

  27. Einen wunderschönen guten Tag!
    Also ich finde die Idee auch super. Ich arbeite beruflich für mehrere pflegeheime in mannheim und versuche so schon immer eine Verbindung von den Bewohnern herzustellen. Teilweise ist mir das auch schon gelungen, aber so eine Community würde auf jeden Fall sehr weiterhelfen.
    Man könnte den Senioren den Umgang mit dem PC ja beibringen. Bzw. wenigstens den Umgang mit der Community ;) damit können sie ja schon genug anfangen.
    Es würde ja auf jeden Fall schon einmal die Kommunikation zwischen den Senioren fördern und auch direkt dann zu Treffen etc. führen. Vielleicht wird es ja noch einmal was :)