Claudia Klinger am 02. März 2012 —

David gegen Goliath – Dating-Startup führt Kostenlos-Kultur ein

https://www.loverty.de/StartUps sind eigentlich kein klassisches Thema fürs WWMAG. Wenn mir aber eines mit einer wirklich guten Idee bzw. unterstützenswerten Besonderheit auffällt, schreibe ich gerne drüber. Oder biete Platz für einen Gastbeitrag wie den folgenden Bericht von Stefan, einem der Macher des Dating-Portals Loverty. Das Projekt gefällt mir, denn es sorgt dafür, dass das Sucher-Verlangen nach Partnersuche kostenlos endlich auch korrekt bedient wird. Also nicht nur mit ein paar bis zur Nutzlosigkeit kastrierten „Basis-Features“ abgespeist, auf dass der Sucher zur Cash-Cow werde…

Hier also Stefans Bericht aus Betreiber- und Entwickler-Sicht:

Loverty – eine Einführung in die Partnersuche im Netz

Eine wichtige Errungenschaften des Internet ist, dass viele Sachen kostenlos möglich sind, bei denen Nicht-Zahler vorher rigoros ausgeschlossen wurden: telefonieren, Musik hören und Nachrichten lesen zum Beispiel. Bei Partnersuche-Portalen hat sich aber eine seltsame „Anti-kostenlos“-Kultur etabliert. Nutzerinnen und Nutzer akzeptieren es, zwischen 20€ und 50€ pro Monat zu zahlen, weil sie ansonsten auf der Seite kaum etwas machen können. In anderen Internet-Branchen wäre das undenkbar.

Die Bezahl-Aspekte: Grundfunktionen kostenlos oder kostenpflichtig?

Wir haben uns oft gefragt, wieso Leute bereit sind, so viel zu bezahlen. Vermutlich gibt es zwei Gründe: zum einen steht Online-Partnersuche in der Tradition von klassischen Karteikarten-basierten Partnervermittlungen, die viel Geld verlangten. Zum anderen stellen Dating-Seiten eine Zeit-Ersparnis in Aussicht. Wenn eine 35-jährige, berufstätige Singlefrau nach einem Mann sucht, wäre die Alternative zur Partnersuche im Netz, dass sie das ganze dem Zufall überlässt oder wieder anfängt in Clubs die Nächte durchzumachen, bis sie jemanden kennenlernt, der passt. Das kostet viel Zeit, die sie unter Umständen aufgrund ihres Berufs gar nicht mehr hat.

Unsere Meinung ist aber, dass diese hohen Preise unnötig sind – und sogar kontraproduktiv, da zu viele Menschen ausgeschlossen werden. Das war der Ausgangspunkt für Loverty:. Wir wollten ein Dating-Portal anbieten, das auch die sinnvoll nutzen können, die keine teuren Monats-Abos abschließen wollen. Das ist dann möglich, wenn die Grundfunktionen kostenlos sind: Bilder sehen und Nachrichten schreiben bzw. lesen. Damit sich die Seite trotzdem finanziert, gibt es Premium-Mitgliedschaften für besondere Funktionen, die sich durch eine Einmalzahlung freischalten lassen.

Die technologische Aspekte: Partnervorschläge als Black Box?

Allgemein gibt es zwei technologische Varianten der Online-Partnersuche: bei Singlebörsen durchsucht man mithilfe von Filtern selbst die Datenbank nach passenden Kandidaten, bei Online-Partnervermittlungen errechnet ein Algorithmus passende Vorschläge. Auf die Art arbeitet auch Loverty.

Online Partnersuche - zwei Varianten

Kurz gesagt verwendet ein solcher Matching-Algorithmus „harte Fakten“ wie Wohnort, Alter und Ausbildung der Nutzer sowie „weiche Faktoren“ wie Einstellungen und Hobbies und errechnet damit Partner-Vorschläge.

Das ist objektiv gesehen effektiv, da völlig unpassende Kandidaten von vorn herein ausgeschlossen werden. Das blöde daran ist aber, dass oft nicht transparent gemacht wird, was genau da eigentlich im Hintergrund passiert. Anders gesagt: die menschliche Intelligenz hat keinen Anhaltspunkt, zu beurteilen, was die Computer-Intelligenz macht. Wir haben darauf mit einer Visualisierung reagiert, die für jeden Partner-Vorschlag neu erzeugt wird.


Hier sind verschiedene Informationen enthalten: die Entfernung der zwei Vögel steht für den Gesamtwert des Matchings, die konkrete Zahl lässt sich auch auf dem Banner ablesen, das das Flugzeug hinter sich her zieht. Das wichtigste sind aber die zwölf Wolken: sie stehen für Alltags-relevante Themen wie „Haustiere“ oder „Ernährung“. Bei Gut-Wetter-Wolken stimmten die Antworten im Einstiegstest überein, bei Gewitter unterscheiden sie sich stark.

Von übermächtigen Wettbewerbern und der Idee, dennoch dagegen zu halten

Im April 2011 ging Loverty online, und zwar mit einer sehr frühen Version. Seitdem haben wir verschiedene Features gebaut und freigeschaltet. Die wichtigsten Funktionen der Seite sind jetzt online, und wir haben so viele Nutzer, dass wir sinnvolle Partnervorschläge machen können. Jetzt steht das wichtigste Projekt an: Loverty bekannter zu machen.

Im Gegensatz zu uns haben unsere Wettbewerber Millionen-Budgets für Werbung zur Verfügung, mit denen sie aufwändig produzierte Fernseh-Spots kaufen können. Und es gibt noch ein weiteres Hindernis: im Netz gibt es Dutzende von Seiten, die Dating-Portale vergleichen und sie in Ranglisten anordnen. Das Ranking richtet sich in der Regel nach der Höhe der Provisionen, die die Portale für eine Anmeldung zahlen. Portalen, bei denen die Mehrheit der MitgliederInnen einen kostenlosen Account hat, können sehr viel weniger Provision zahlen als teure Seiten. Die werden deswegen weiter oben aufgelistet und bekommen mehr Aufmerksamkeit.

Das alles ähnelt also ein wenig dem Kampf von David gegen Goliath. Auch wenn die Ressourcen unterschiedlich sind, funktioniert eine Strategie aber immer: durch Fairness, liebevoll umgesetzte Ideen und eine schöne Seite zufriedene Nutzerinnen und Nutzer zu bekommen, die einen schließlich an Freunde und Bekannte weiterempfehlen.

Einfach mal rein schauen…

Bevor ihr das tun könnt, seid ihr herzlich eingeladen, euch selbst ein Bild von Loverty zu machen. Und vielleicht findet ihr bei uns tatsächlich euren Traum-Mann oder eure Traum-Frau.

In unserem Blog gibt es einige Informationen über Loverty, über die Dating-Branche allgemein sowie ein Comic: Paul & Paula auf Partnersuche. Und hier geht es zur Startseite: www.loverty.de.
Wenn ihr erstmal nur in Loverty „hineinschauen“ wollt, gibt es einen Test-Account (links neben dem Anmelde-Feld). Wir freuen uns auf euer Feedback und eure Erfahrungen.

Diskussion

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6 Kommentare zu „David gegen Goliath – Dating-Startup führt Kostenlos-Kultur ein“.

  1. […] Ein interessanter Bericht aus Betreibersicht ist im Webwriting-Magazin erschienen: Wer mag, liest dort weiter: David gegen Goliath – Dating-Startup führt Kostenlos-Kultur ein. […]

  2. Hier müsstet ihr mal nen nachfolge Artikel machen, der überprüft, was aus deren Portal geworden ist, der Dating Bereich ist ja ziemlich umkämpft.

  3. Hallöle,

    den Ansatz finde ich gut mit dem Matching basierten Online Dating finde ich innovativ.

    Allerdings nochmal eine technische Frage, ich wollte mir die Seite gerade ansehen und beim klick auf den Link kam:

    Dieser Verbindung wird nicht vertraut

    Liegt das an meinem Browser oder ist da echt ein Problem?

    Viele Grüße

  4. Ich wollte mir gerade den Blog anschauen, aber wenn ich auf die Verlinkung klicke, passiert nichts. Ich bin dann auf Webseite gegangen und bin dann über Umwege zum Blog gekommen. Aber wie ich feststellen musste, wird dieser Blog nicht mehr gepflegt, was schade ist.

    Wie hat sich denn jetzt die Datingplattform entwickelt? Gibt es dort viele User oder ist das Datingportal wieder Geschichte?

  5. @Timo: jetzt geht es wieder. Die haben die äußeren Seiten offenbar von https auf http umgestellt.

  6. Das Projekt ist – wie es scheint – nicht mehr am Leben. Registrierungen sind nicht mehr möglich, einige Seiten sind gar nicht mehr aufrufbar.

    Leider ein weiterer Beweis dafür, dass eine gute Idee heute nicht ausreichend ist, sondern die Reichweite entscheidend, wie die Mitbewerber Parship oder Elitepartner sie haben. Gegenfinaziert werden diese große Werbe-Kampagnnen durch die wesentlich höheren Mitgliedschaftbeiträge, die einer Monatsmitgliedschaft in einem gehobenen Fintessstudio gleichen, inkl. Mindestlaufzeit von 6 Monaten und automatischer Vertragsverlängerung.

    Das Besondere dabei: Es funktioniert, es gibt immer noch genügend Parntersuchende, die bereits sind, diesen Berag zu entrichten – warum auch nicht… Von der Hoffnung getrieben, die große Liebe zu finden und mit ihr das restliche Leben zu verbringen, das sollte doch eine »kleine« Investition wert sein… oder nicht ;-)

    Viele Grüße
    Thomas Schmidt