Claudia Klinger am 24. Juli 2007 —

Die verständlichsten Blogtipps für Einsteiger – Review eines nützlichen Blogprojekts

Jan Tißler vom Upload-Magazin für digitales Publizieren hatte zum Blogprojekt geladen, 56 Bloggerinnen und Blogger sind dem Ruf gefolgt. „Blogtipps für Einsteiger“ sollten es sein, ein herrlich nützliches Thema, zu dem jeder etwas beitragen kann, der schon einige Zeit bloggt.

Viel „schwere Kost“ für Neulinge

Artikel für echte Einsteiger zu verfassen, fällt offensichtlich vielen Bloggern schwer. Sie können (oder wollen?) sich nicht mehr vorstellen, wie ahnungslos jemand sein kann, der sein bisheriges Leben anderen wichtigen Themen gewidmet hat und über keinerlei Vorerfahrungen im Webseitenbau verfügt. Solche Menschen gleich im zweiten Absatz vor „ASP-Servern“ zu warnen und sie dann unvermittelt mit Forderungen wie
„Stelle Dein Blog auf eine vernünftige Permalink-Struktur um“ (Tobbis Blog) zu konfrontieren, ist da wenig hilfreich und schreckt Neulinge eher ab.

Ähnlich hermetisch wirken viele der Teilnehmer-Beiträge, die ihre Erfahrungen und Ansichten zum Besten geben. Sie schreiben „aus der Szene für die Szene“, denn wer nicht schon weiß, was Feeds, Trackbacks, Plugins, Spamschutz, Browseroptimierung und SEO-Aktivitäten sind, hat verdammt schlechte Karten. Schade auch, wenn man englisch können muss, um einem Artikel zu folgen, wie etwa in „Creative writing für Blogs“ vom Wortgefecht. Wer zum Beispiel in der DDR sozialisiert wurde, hatte in der Schule oftmals nur Russisch als Fremdsprache und müsste sich die bedenkenswerten acht Tipps für gute Blog-Beiträge erst mühsam übersetzen.

Genug kritisiert, immerhin ist der Begriff „Einsteiger“ ja vielfältig interpretierbar! Viele sehr gute Beiträge sind entstanden, doch im Folgenden bespreche ich bevorzugt solche, die auch den ganz Ahnungslosen verdauliche Kost bieten. Als Webdesignerin habe ich Auftraggeber/innen, die aus ganz anderen, auch Internet-fernen Bereichen kommen – ihnen lege ich diese Auswahl besonders ans Herz!

Ein Kompendium und andere eierlegende Wollmilchsäue

Das kleine Weblog-Handbuch, Version 1.1 vom Krusenstern ist der mit Abstand ausführlichste und noch dazu übersichtlich gegliederte Beitrag in diesem Blogprojekt! In 24 Kapiteln, teils mit gut recherchierten Hintergrundinformationen unterfüttert, werden alle Fragen rund ums Bloggen beantwortet – in einer Sprache, die man versteht, auch ohne mit der Maus in der Hand auf die Welt gekommen zu sein. Wäre das Blogprojekt ein echter Wettbewerb, wäre Krusenstern (mit Abstand!) mein Favorit!

Auch „Sandmann“ vom Schwerin-Blog macht es ausführlich und schickt gleich eine ganze Beitrags-Serie ins Rennen: Seine Blogbriefe I – VII erklären in gemütlichem Plauderton die Basics des Bloggens. Wer auf schnelle, verdichtete Informationen steht, ist hier falsch, andere werden die entschleunigte Vermittlung als persönliche Note des Autors schätzen. Komplett Ahnungslosen sei als Einstieg das Vorwort empfohlen, das erst einmal erklärt, was ein Blog ist und wie man es benutzt.

Eine ausführliche Auflistung zu vielen für Einsteiger bedenkenswerten Themen bringt das Fearblog. Lobenswert, dass hier viele Begriffe erstmal erklärt werden, bevor es in die Feinheiten geht (doch etwas gewöhnungsbedürftig für alle, für die Rechtschreibung ein hoher Wert ist). Dass nicht alles, was empfohlen wird, unstrittig ist, sieht man an den Kommentaren – das gilt übrigens nicht nur für diesen Beitrag.

Ernste und weniger ernste Warnungen und Hinweise

Anstatt Anleitungen zu verfassen, wie man erfolgreich bloggt, gehen einige Teilnehmer den umgekehrten Weg:

Wie man es nicht machen soll, erfährt man von Karin auf glitteringclouds.com: 10 Wege, wie Du mit Deinem Blog auf keinen grünen Zweig kommst weisen den kurzen Weg zum sicheren Flop. Auch die 12 Tipps, wie man ein [ ] erfolgreicher / [ ] lausiger Blogger wird auf nachhaltigBeobachtet vermitteln in humoriger Form, was für seltsame Verhaltensweisen ehrgeizige Blogger an den Tag legen können. Aber Achtung: Diese Beiträge sind nur bedingt Einsteiger-geeignet, denn oft gehört einiges Vorwissen (was ist z.B. ein „A-Blogger“?) dazu, um die jeweiligen Tipps bewerten zu können oder auch nur zu verstehen, was gemeint ist.

„Was man über die negativen Seiten des Bloggens wissen sollte“ von Robert Lender ist – anders als die oben genannten – gar nicht witzig gemeint, sondern informiert über so manche Plage, die mit dem Bloggen verbunden sein kann: SPAM und Hacker-Attacken, Motivationslöcher und Schreibblockaden, bösartige Kritik, Beleidigungen und Textklau. Besser, man weiß rechtzeitig, was auf einen zukommen kann, dann bewahrt man gegenüber alledem einen kühlen Kopf – von daher ein ebenfalls sehr nützlicher Beitrag!

Einzelaspekte unter der Lupe

Anstatt einen größeren Rundumschlag zum Thema zu versuchen, konzentrieren sich etliche Teilnehmer auf einzelne Aspekte, die dafür umso intensiver ausgeleuchtet werden.

Ein Plädoyer für knackige Überschriften und pressetypisch „reizvoll“ aufgebaute Blog-Postings findet sich im CIO-Weblog. Gut, zu wissen, wie das geht, doch kommt es – wie bei fast allen Ratschlägen – auf die ureigenen Interessen an, ob man das selbst auch so umsetzen will. Dass übertriebene „Überschriften-Optimierung“ durchaus auch nach hinten losgehen kann, zeigt Heide Liebmann in ihrem Beitrag „Wissen Sie, was Headlines wirklich sexy macht?“.

Meistens schaden Anfängerfehler nur der Reputation des jeweiligen Autors und lassen sich leicht ausbügeln, doch gibt es auch Felder, auf denen man sich richtig die Finger verbrennen kann. Gut, dass es auch dazu hilfreiche Beiträge gibt:

Wie man richtig zitiert, beschreibt advisign.de im für Einsteiger sehr hilfreichen Artikel „Texte kopieren, plagiieren, zitieren! Wer die beschriebenen „vier Grundregeln“ berücksichtigt, ist immer auf der sicheren Seite.
Ebenso unverzichtbares Wissen vermittelt die Putzlowitscher Zeitung: „Bilder en blog“ lehrt den stressfreien Umgang mit Bildern und beantwortet die wichtige Frage „Woher nehmen und nicht stehlen?“

Ebenfalls lesenswert für alle, die auch ein paar Euro mit ihrem Blog verdienen wollen: Farbweiss Media bringt einen informativen Überblick über mögliche Werbeformen auf Blogs und diskutiert die Problematik der Vermischung von Werbung und redaktionellem Inhalt.

Was sonst noch wichtig ist

Weniger harte Fakten, sondern eher weiche soziale Faktoren beschreibt Yodas Blog in seinen besinnlich geschriebenen „Tipps für Jungblogger“. Der Artikel kreist um die Themen Kontinuität, Zeitaufwand und den Aufbau von Vertrauen und wird nur geringfügig durch schwer verdauliche Begriffe verunziert wie etwa „Literatur in binärer Form“ (können die nur Maschinen lesen?) oder „ROI“, von dem man besser nicht sprechen soll (wer ist das? Warum soll er totgeschwiegen werden?).

Soll ich? Oder lieber doch nicht?

Wer nach all der hilfreichen Lektüre noch immer zweifelt, ob es denn dafür steht, ein eigenes Blog zu starten, kann sich bei Peter Kröner ein bisschen emotionales Coaching abholen. „Warum kein Blog überflüssig ist“ heißt sein Beitrag, der Informationen über erfolgreiche Blogs enthält, die nicht etwa alle nur „weltbewegende“ Themen bringen, sondern auch mit sehr persönlicher Schreibe und Alltagsthemen punkten. Der Artikel ist sehr liebevoll und ermunternd geschrieben. Wer sich dann immer noch nicht traut, liegt mit seinen Zweifeln eventuell richtig: Der Eignungstest von Michael im 3th-Blog könnte ergeben, dass man zu denen gehört, die es besser bleiben lassen. Zum Glück ist Bloggen kein Muss!

Unabhängigkeit bringt Gelingen!

Zu guter Letzt: Dass man viele der in den Beiträgen beschriebenen Möglichkeiten erst richtig nutzen kann, wenn man sein Blog auf dem eigenen Webspace einrichtet, verdeutlicht der Beitrag von „Weblogs und Wikis“ mit einigen schlagenden Argumenten, die ich allesamt voll unterschreibe! <werbung> Wer die nicht ganz kleine Lernkurve scheut, die dazu gehört, und sich lieber gleich dem Schreiben widmen möchte, muss es ja nicht selber tun, sondern kann „machen lassen“ – von mir zum Beispiel, doch gibt es auch viele andere Webwerker/innen, die mittlerweile kundige Blog-Designer geworden sind. :-) </werbung>

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Die Ausschreibung zum Upload-Magazin
Liste aller 56 Teilnehmerbeiträge zum Upload-Magazin
Losentscheid über den Gewinn der 1oo ausgelobten Euro zum Upload-Magazin
Guter Stil, klare Sprache – mein eigener Projektbeitrag

Diskussion

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20 Kommentare zu „Die verständlichsten Blogtipps für Einsteiger – Review eines nützlichen Blogprojekts“.

  1. Wow, tolle Zusammenfassung. Dafür müsste es noch einen Extrapreis geben :-)

  2. Danke für diese gute Übersicht über etliche der Beiträge. Natürlich fühle ich mich ein wenig „gebauchpinselt“ als positiver Beitrag erwähnt zu werden :-) Aber deine Anmerkungen zeigen mir auch, dass ich – der ich mich noch als Halbeinsteiger wähne – auch schon viele Begriffe verwende, die vielen nicht verständlich sind.
    So merke ich in mancher Diskussion, dass nicht einmal der Begriff „Blog“ Allgemeingut geworden ist. Und immer wieder passiert es mir selbst, dass ich in anderen Blogs vor Begriffen stehe, von der der/die Schreibende wohl annimmt, dass jede/r sie verstehen müsste. Nur ich muss dann Google, Wikipedia und Co. zur Maus nehmen…
    Es kommt mir manchmal seltsam vor, in meinem Beiträgen noch Begriffe wie RSS, Trackback,… zu erklären – und doch sehe ich, dass es genau diese Erklärungen dann sind, die manche/r gesucht hat.

  3. Hallo! Leider bin ich noch nicht dazu gekommen alle 56 Beiträge zu lesen. Die, wie ich finde, auch für Blogprofis noch interessant sind oder zumindest teilweise sein können. Aber dein Beitrag gefällt mir gut und ich werde gleich mal mit den Weblogs beginnen, die von hier aus verlinkt wurden. Super!

  4. Das ist wirklich eine Menge Information. Was Du da herausgesucht hast, ist tatsächlich für mich nicht-netzaffine Bloggerdilettantin, die dazu auch noch das Durchschnittsalter der Blogger(innen) reichlich überschritten hat, lesbar und verständlich. Nur es ist zu viel…mir fällt das immer noch schwer seitenlang etwas auf dem Monitor zu lesen, ich werd´s aber nach, häppchenweise tun. Danke, von mir eine 1 mit Sternchen.
    LG
    Sisah

  5. @Sisah,

    das „kleine Webloghandbuch“ reicht erstmal völlig aus – du musst dich nicht gleich mit riesigen Info-Mengen versorgen, denn da steht schon alles Wichtige drin!

    @Robert

    so gehts mir auch oft und ich werde deshalb ein Glossar einführen!

  6. @Claudia
    Glossar klingt interessant. Werde ich mit Interesse verfolgen. Meinerseits werde ich meine Hilfeseiten beginnen zu überarbeiten, das wäre auch ein erster Schritt.

  7. Da man mit der Nachlese gar nicht mehr hinterher kommt, bei der Vielzahl der interessanten Beitraegen fuer das „upload project“ stellt dieser beitrag eine super zusammenfassung dar .
    grosses tennis !!

  8. […] Beispiel zu lesen auf glitteringclouds.com und im webwriting-magazin. Die Zusammenfassungen dort sind klasse – das hätte ich selbst auch nicht besser machen können […]

  9. „… das Kleine Weblog-Handbuch reicht erstmal völlig aus (…) denn da steht schon alles Wichtige drin!“

    Herzlichen Dank für dieses schöne Kompliment. Dabei ist doch das Kleine Weblog-Handbuch nur ein „Nebenprodukt“ meines Russland-Blogs…

  10. Danke ebenfalls für die Zusammenfassung. So nach 15 Beiträgen gab ich selbst doch nach und nahm sie mir für später vor. Und „später“ heißt dann meistens bei del.icio.us abtauchen ;o).

  11. Die Zusammenfassung ist wirklich Klasse, habe viel neues gelernt!

    Nur der Seitenhieb auf die Sprachkenntnisse ehem. DDR-Bürger tat ein wenig weh, die meisten haben doch außer Russisch auch Englisch als (zweite) Fremdsprache gehabt. :-)

  12. Liebe/r Inwit,

    das war kein SeitenHIEB, sondern ein Hinweis. Es ist für mich KEINE SCHANDE, kein Englisch zu können – und zumindest die Älteren hatten in der DDR manchmal nur Russisch, jedenfalls hab ich Menschen kennen gelernt, die mit Englisch eben NICHT vertraut sind!

  13. […] hier noch was für unsere Blogging-Anfänger. “Blogtipps für Einsteiger” in verständlich. Viel […]

  14. super seite muss ich sagen und die artikel sind echt interessant. schau doch mal auf meinem artikelverzeichnis-blog vorbei.

  15. Um sich mal durch den Wust der ganzen „schweren Kost“ zu kämpfen:

    10 einfache Blogtipps für Einsteiger.
    http://www.felixkrusch.de/10-techniken-blogging.html

  16. […] Wer es nicht mag, die Beiträge der Liste nacheinander durchzuackern, wird sich über den informativen Rückblick zum Blogprojekt vom webwriting magazine […]

  17. […] Blogprojekt versammelt, zu dem es eine ausführliche Rezension im WWMAG gibt: Die verständlichsten Blogtipps für Einsteiger – Review eines nützlichen […]

  18. Viele der Links laufen leider ins Leere.

  19. @Daniela: das ist ja auch ein Artikel von 2007! Kein Wunder, dass es viele der zitierten Quellen nicht mehr gibt.