Wer nutzt noch E-Mails und wie? Das ist Thema des aktuellen Webmaster-Fridays, das ich hier gerne aufnehme.
„Vorsintflutlich“ nennt Martin Mißfeldt E-Mail-Programme, die noch auf dem eigenen PC laufen. Ja, das mag manchen merkwürdig vorkommen, doch will ich darauf keinesfalls verzichten. Ich nutze noch immer das alte AK-Mail, das schon seit Jahren nicht mehr weiter entwickelt wird. Damit verwalte ich acht Mail-Accounts, die verschiedenen Themen und Blogs zugeordnet sind. 90.000 E-Mails sind derzeit gespeichert, es geht zurück bis 2003. Auf früheren Sicherungs-CDs müssten noch weit mehr existieren, so zurück bis Mitte der 90ger – aber sicher bin ich mir da nicht, wer guckt schon alte Daten-CDs durch (und ob die noch laufen, ist ja auch fraglich).
Verbindlicher (!) persönlicher Kontakt
Zwar bin ich auf Twitter, FB und GooglePlus, doch sind die dortigen Kommunikationsmöglichkeiten weit davon entfernt, mir E-Mail ersetzen zu können. Persönliche Nachrichten über diese Dienste haben einen viel geringeren Verbindlichkeitsgrad, oft bemerke ich sie auch erst Tage später, denn ich schaue da nicht dauernd hin und übersehe auch mal was, wenn es zu viele „Benachrichtigungen“ sind. Die Timelines sind eh zu voll, als dass ich alles lesen könnte, was da erscheint.
Wer mich verlässlich erreichen will, muss mir mailen. Erst, wenn etwas in meinem „persönlichen Postkasten“ auf dem heimischen PC landet, wird es quasi automatisch Bestandteil meiner ToDo-List – wogegen ich Social Media nach dem Motto „alles kann, nichts muss“ behandle.
Zuvorderst läuft alle Kommunikation mit meinen (Webwork-)Kunden über E-Mail. Das ist sehr nützlich, denn anders als am Telefon hat man immer Klarheit, WAS genau im Detail wann besprochen wurde. Telefoniere ich trotzdem mal, schicke ich hinterher ein Gesprächsprotokoll an den Kunden.
Man könnte sagen: mit Menschen, mit denen mich ein TUN verbindet, kommuniziere ich per E-Mail. Geht es nur ums Plaudern über dies und das, reicht auch mal eine „eingeschränkte“ Botschaft über GooglePlus. Da ich dort meist öffentlich schreibe, kommt das aber eher selten vor. Auch mit Bloggern, mit „wahren“ Freunden und Netzbekannten tausche ich mich per Mail aus, hinzu kommen Leser-Anschreiben, die in aller Regel E-Mail wählen.
„Beichtstuhlatmosphäre“ gibts nur per E-Mail
Einzig in einer Mailkommunikation über persönliche Accounts entsteht aus meiner Erfahrung die sogenannte „Beichtstuhlatmosphäre“. Tiefer schürfende, sehr persönliche Themen komplett angstfrei zu besprechen, scheint nur so möglich zu sein. Nirgends „da draußen“ in den von fremden Unternehmen dominierten Umgebungen mit ihren letztlich nie verlässlichen Privacy-Einstellungen kommt eine so intime Gesprächssituation zustand wie per privater E-Mail. Im Unterschied dazu bemerke ich auf GooglePlus nicht mal unbedingt, dass die Nachricht nur mit mir geteilt wurde – ein KRASSER Unterschied zum eigenen Mail-Account. Wer dahin schreibt, meint ganz sicher nur mich, und kann auch seinerseits sicher sein, dass meine Antwort nicht versehentlich an „erweiterte Kreise“ oder wen auch immer geht.
Die Gespräche, die ich so gelegentlich per Mail führe, inspirieren mich schon mal zu Blogbeiträgen im Digital Diary. Sie sind intensiver, persönlicher, tiefer in jeder Hinsicht – und heute leider seltener als früher. Trotzdem mag ich auf E-Mail keinesfalls verzichten: es ist der Weg, der immer bleibt, der verlässlichste und persöhnlichste Kommunikationskanal. Als Schreibende lege ich auch Wert darauf, die eigenen Texte „bei mir“ zu speichern, denn so finde ich sie wieder und kann ich sie auszugsweise auch anderswo nutzen.
Die eigene Macht über die Daten
Alles, was wichtig ist, will ich auf meinen eigenen Festplatten haben. Das Mailprogramm ist Teil meines Gedächtnisses, in dem ich sehr bequem und schnell finde, was ich mit einer Person vor Monaten oder auch Jahren „gesprochen“ habe. Deshalb nutze ich selbst Web-Mail-Accounts (wie z.B. Web.de) mit dem eigenen Mailprogramm, anstatt die Webschnittstellen (= langsam, mit Werbung..) anzusurfen. Wer weiß denn, ob in ein paar Monaten oder ein, zwei Jahren die Firma nicht pleite ist oder umstrukturiert wird? Und die sozialen Netze: Morgen ist vielleicht ein anderes angesagt und die Suche nach alten Postings ist dort sowieso alles andere als ergonomisch. Es kommt mir vor, als schreibe man in Flugsand – auch wenn das Geschriebene tatsächlich „ewig“ gespeichert bleibt wie auf Facebook.
Datensicherung und Mobilität
Dass ich so an dem alten AK-Mail festklebe, liegt nicht zuletzt an dessen unabhängiger Programmierung. Zur Sicherung kann ich das ganze Mailverzeichnis auf eine DVD brennen, fahre ich in Urlaub, nehme ich es auf einem Datenstick mit und stelle zuvor die Accounts auf „Nachrichten auf dem Server belassen“, damit der Abruf von anderswo nicht alles löscht. Wichtige eigene Mails sende ich dann per CC an mich selbst – so landen auch sie auf dem heimischen PC, wenn ich zuhause alles aufgelaufene abrufe. AK-Mail verstrickt sich glücklicherweise nicht in die Windows-Registry und kann von überall gestartet werden – ein Vorteil, den mir neuere Programme nicht bieten (soweit ich das überschaue).
Im Lauf der Jahre hab‘ ich die archivierten Datenmassen schon öfter abgespeckt, denn fürs „mitnehmen“ muss das Programm mit allen Inhalten auf einen 8-GB-Datenstick passen. Da ich aber nur selten in Urlaub fahre, ist das kein Problem, das mich zu Änderungen zwingt.
Mein FAZIT: auf E-Mail kann und will ich nicht verzichten. Wahre Unabhängigkeit und verlässliche Privatheit gibt es NUR per E-Mail. Und die gefühlte „Nachhaltigkeit“ einer persönlichen Kommunikation wird durch nichts anderes so verlässlich gewährleistet.
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3 Kommentare zu „E-Mail: verlässlich, nachhaltig, unverzichtbar“.