Wie wäre das gewesen, hätte jemand vor 15 Jahren gesagt, er wolle mit dem Fax, mit dem Telefon oder durch Nutzung der Printpresse Geld verdienen? Womöglich noch „schnelles Geld“ und natürlich ohne jede Idee zur Art der angestrebten Geschäfte?
Genau das aber ist der „Content“, mit dem in den Zeiten des Internet immer wieder versucht wird, Aufmerksamkeit zu erregen – gern auch in Gestalt einer Blog-Parade, die zumindest ein paar Links bringt, wenn schon kein echtes Geld.
Vom zugkräftigen Slogan „Geld verdienen im Internet“ fühlen sich insbesondere Menschen angesprochen, die nicht die geringste Ahnung haben, MIT WAS sie ihren Lebensunterhalt bestreiten wollen. Sie denken nicht an die tägliche Arbeit und dass diese auch Spass machen, also etwas mit den persönlichen Neigungen und Talenten zu tun haben sollte, sondern einzig an die vielleicht ja doch existierende Möglichkeit, mit ganz wenig Aufwand schnell reich zu werden.
Ich empfinde das als Zeichen einer zunehmenden Orientierungslosigkeit: man möchte die Frage der Erwerbstätigkeit am liebsten „auf die Schnelle“ erledigen und dann – ja was eigentlich dann? Immer am Strand liegen und in die Sonne gucken? Wie langweilig…
„Geld verdienen“ ist kein Plan für ein glückliches Leben, sondern eine banale Notwendigkeit und vor allem eine ABSTRAHIERUNG. Kein Problem mit dem Geld verdienen haben in der Regel Menschen, die wissen, was sie gerne tun und DARAUS ihr Erwerbsleben bzw. ihre Geschäftstätigkeiten entwickeln. Ist jemand Hobby-Taucher, könnte er Tauchlehrer werden, selber eine Taucherschule aufmachen oder – mit weniger Kapitaleinsatz – eine Website für Taucher. Wer gerne draußen in der Natur ist, kann Wander-Touren veranstalten, wer gerne schreibt und kommuniziert, hat vielleicht mit philosophischen Schreibkursen Erfolg.
Voraussetzung ist immer, dass mir auch FREUDE macht, was ich tue, denn das alleinige Motiv, „Geld zu verdienen“ wird nicht ausreichen, um die Mühen und Rückschläge, die mit jeder mehr als kurzfristigen Erwerbstätigkeit verbunden sind, zu überstehen.
Eigentlich selbstverständlich – oder hat sich das etwa „im Internet“ geändert?
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56 Kommentare zu „Gähnende Einfallslosigkeit: Geld verdienen im Internet“.