Dieser Tage hat Google die Bildersuche in Deutschland verändert: Nicht mehr nur eine Reihe kleiner Bilder (Thumbnails) wird angezeigt, sondern auch eine Großansicht, wenn man auf das Bild klickt. Das verärgert Künstler und Fotografen, denn sie befürchten weniger Besucher auf den eigenen Seiten. Da ist von Traffic-Einbrüchen in Höhe von 60 Prozent und mehr die Rede, denn der bloße Blick aufs Foto, um es richtig sehen zu können, ist nun kein Grund mehr, die Originalseite zu besuchen.
Ist die neue Bildersuche eine Urheberrechtsverletzung?
Weltweit war diese Art der Google-Bildersuche schon lange aktiviert, nur Deutschland hatte offenbar eine „Schonfrist“, die nun vorbei ist.
Die Frage, ob Google mit der neuen Methode massenhaft Urheberrechtsverletzungen begeht, muss wohl im Blick auf die – ebenfalls hoch umstrittene – Entscheidung des EuGH zur Einbettung von öffentlich zugänglichen Videos verneint werden (dazu auch die FB-Diskussion mit Kommentaren von RA Thomas Schwenke lesen).
Demnach ist
„…die Einbettung eines auf einer Website öffentlich zugänglichen geschützten Werkes in eine andere Website mittels eines Links unter Verwendung der Framing-Technik, wie sie im Ausgangsverfahren in Frage steht, allein keine öffentliche Wiedergabe im Sinne von Art. 3 Abs. l der Richtlinie 2001/29 darstellt, soweit das betreffende Werk weder für ein neues Publikum noch nach einem speziellen technischen Verfahren wiedergegeben wird, das sich von demjenigen der ursprünglichen Wiedergabe unterscheidet.“
„Sprich: Hat ein Urheber sein Werk irgendwo im Internet bereits öffentlich zugänglich gemacht (und das ist in Streitfällen wie diesen ja meist der Fall, sonst hätte das Lichtbild ja seinen Weg nicht in die Google-Bildersuche gefunden), ist ein Verweis auf dieses Werk (und sei es auch mittels Framing oder Deeplinking) keine urheberrechtlich relevante Nutzungshandlung.“
Wie groß sind die Verluste?
Der Ärger einiger Urheber ist erstmal verständlich, die durch ihre Bilder viele Besucher hatten. Allerdings fragt sich: sind es wirklich substanzielle Verluste? Bisher musste man auf die Originalseite gehen, um das Bild richtig erkennen zu können. Ein Grund, der jetzt entfällt. Aber: Was hatte man denn von solchen Besuchern? Interessant werden Besucher doch erst, wenn sie sich für ein Bild entscheiden, weil sie etwas damit anfangen wollen: Also nach einer Nutzungserlaubnis fragen, es womöglich kaufen, den zugehörigen Artikel lesen… Jetzt fällt diese Entscheidung bereits auf der Google-Seite – und von dort gibt es mehrere prominente Wege zur Originalseite:
- mit Klick auf das große Bild
- mit Rechtsklick „Link in neuem Tab öffnen“
- per Klick auf „Visit Page“
- per Klick auf die Artikelüberschrift, die rechts neben dem Bild angezeigt wird
Man kann also nicht behaupten, Google tue gar nichts für die Weiterleitung interessierter User auf die Originalseite! Die Krux aus Sicht mancher Seitenbetreiber mit vielen Bildern: Die Seite wird nur noch aufgesucht, wenn jemand mit dem Bild etwas anfangen will oder nach Inhalten sucht, die in der Überschrift gut angeteasert werden. Aber hey: Ist das nicht eigentlich sinnvoll so?
Die neue Bildersuche ist die schönere Suche!
Womit ich bei der User-Sicht angekommen bin: Als Nutzerin der Bildersuche gefällt mir das neue Design natürlich viel besser! Größere Minibilder und sofort (!) eine Ansicht in Originalgröße (wie angenehm übrigens, dass Google die Bilder nicht auf ein großes Standardformat hochrechnet, wenn sie im Original kleiner sind! Dabei verlieren sie nämlich sichtbar Qualität). Daneben die Angaben zum Artikel, so dass ich auch gleich sehe, ob es da passende Inhalte zu meiner Suche gibt. Sogar das Original-Bildformat in Pixeln ist angegeben und durchblätter geht auch in der Großansicht – wirklich schön!
Schade, dass diejenigen, die sich jetzt ärgern, kaum an die Nutzer denken. Fürs reine Hinschauen würde doch sowieso niemand bezahlen. Und: gibt es wirklich noch viele Seiten, die Geld mit Bannern verdienen, die nach „1000er-Kontaktpreisen“ – also fürs „zur Ansicht bringen“ – bezahlt werden? Beim Anzeigenprogramm Adsense von Google gilt eh nur der Klick auf die Anzeige, der kaum je von jemandem kommen wird, der nur mal das Bild in groß sehen will.
SEO-Tipp (nicht nur) für Blogger
Hier mal die Ansicht eines Bildes in der neuen Bildersuche, das aus einem Artikel über Palmkohl in meinem Gartenblog stammt:
Man sieht rechts unter der verlinkten Überschrift eine Art Snippet, das ich der besseren Erkennbarkeit halber mal vergrößert und hervorgehoben anzeige:
Weil das ein Satz ist, der zusätzlich anregt, den Artikel zu besuchen, hab‘ ich mal nachgeforscht, woher der eigentlich stammt. Es ist nicht die Headline, nicht die Description, es ist auch nicht der erste Satz, der Inhalt des ALT-Tags oder ein extra irgendwo eingegebenes „Snippet“ – sondern ein Satz, der direkt ÜBER dem Bild auf der Originalseite steht:
Tipp fürs Bilder-SEO: reizvollen Teaser-Text über die Bilder schreiben und schon bringt die neue Bilder-Suche mehr Besucher! Dabei scheint es hilfreich zu sein, wenn Text und Bild in einem Absatz (<p></p>) zusammen gefasst sind, doch fand ich auch andere Beispiele, bei denen der letzte Satz genommen wurde, der in einem eigenen Absatz über dem Bild stand. Mehr Tests ergaben, dass das jedoch nicht immer so ist – ich werde dazu mal eine Testseite mit allen erdenklichen Varianten anlegen.
Insgesamt finde ich die neue Bildersuche gelungen – jedenfalls aus User-Sicht und auch als Bloggerin, die gerne interessierte Besucher/innen begrüßt, die etwas mit den Inhalten anfangen wollen – und nicht nur kurz drauf schauen!
Problem: Share Buttons in der Bildersuche
In Sachen Soziale Netzwerke ist unser Urheberrecht immer noch sehr restriktiv, und leider finden das auch viele Urheber ganz ok so. Warum nur? Wer würde denn NUR dafür bezahlen, ein Bild im Kontext einer Empfehlung (!) auf FB oder Twitter hochladen zu dürfen? Es entgeht den Urhebern doch kein irgendwie erwähnenswerter Gewinn, wenn das gestattet wäre, analog zum „Fair Use“ in den USA.
Bei uns ist es leider immer noch so, dass der Upload eines fremden Bildes ohne Einwilligung des Urhebers eine Urheberrechtsverletzung darstellt – und deshalb sind die Share-Buttons in der Google-Bildersuche ein Problem. Google ist für viele unkundige Nutzer sicher eine Autorität, und „wenn Google da einen Teilen-Button hinstellt, dann darf man das doch sicher, oder?“ So denken vermutlich nicht wenige, genau das aber ist falsch! Das Hochladen und Einbinden in den eigenen Stream stellt eine neue Veröffentlichung dar, da in aller Regel so „ein neues Publikum“ erreicht wird (lies mehr dazu auf rechtzweinull.de).
Um nicht Leute zu Urheberrechtsverletzungen zu animieren, sollte Google die Social-Buttons auf den deutschen Seiten entfernen. So blöd das auch im Grunde ist…
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19 Kommentare zu „Google Bildersuche: Ärger, Freude – und ein SEO-Tipp für Blogger“.