Claudia Klinger am 16. Oktober 2014 —

SEO-Trend: „Nützlicher Content“ überschwemmt das Web – weil Google es so will

Da ich mehrere Blogs habe, bekomme ich alles mit, was zur „Suchmaschinenoptimierung“ gerade State of the Art ist. Derzeit ist „Content-Marketing“ angesagt – ich zitier mal Wikipedia:

Content Marketing ist eine Marketing-Technik, die mit informierenden, beratenden und unterhaltenden Inhalten die Zielgruppe ansprechen soll, um sie vom eigenen Unternehmen und seinem Leistungsangebot oder einer eigenen Marke zu überzeugen und sie als Kunden zu gewinnen oder zu halten.
Im Gegensatz zu werbenden Techniken wie Anzeigen, Bannern oder Werbespots, stellen die Inhalte des Content Marketings nicht die positive Darstellung des eigenen Unternehmens mit seinen Produkten in den Mittelpunkt, sondern bieten nützliche Informationen, weiterbringendes Wissen oder Unterhaltung. Content Marketing orientiert sich in der Ansprache und der Thematik an Fachpresse-, Beratungs- und Unterhaltungspublikationen. Seine Ziele erreicht das Content Marketing, indem es den Inhaltsproduzenten als Experten, Berater und Entertainer profiliert, der Kompetenzen, Know-how und Wertversprechen durch den Inhalt demonstriert, statt sie nur zu behaupten.

Da kann man doch nichts dagegen haben? Auf den ersten Blick nicht, aber was wird aus „Fachpresse-, Beratungs- und Unterhaltungspublikationen“, wenn sämtliche Unternehmen nun genau das machen, was eigentlich deren Job ist? Auch inhaltlich ist durchaus fraglich, ob ein aus Marketing-Motivation erstellter Ratgeber-Artikel denselben Benefit bringt wie der eines ausgewiesenen Experten.

Fast täglich bekomme ich nun Angebote, fremden „nützlichen Content“ in meine Blogs einzubinden. Besonders beliebt sind Info-Grafiken zu allem und jedem, die angeblich perfekt ins Blog passen. Meist zeigt ein Blick auf die Grafik, dass sie sich das Blog nicht mal angesehen haben, denn sonst wüssten sie, dass es definitiv NICHT passt, weder vom Format her noch vom Stil der Postings. Gegenleistung für dieses „Geschenk“ ist immer ein Link zum Herausgeber, na klar. Und schmackhaft gemacht wird das Ganze mit dem Argument, es sei wertvoller Inhalt, den die Leser/innen schätzen werden.

Stimmt das denn? Wäre die Infografik einzigartig, könnte man dazu JA sagen. Aber wer macht schon eine Infografik für nur ein Blog? Niemand! Man kann damit rechnen, dass dieselbe Grafik auf etlichen Top-Blogs der jeweiligen Sparte zu sehen sein wird – wie öde für die Leser, die tendenziell „überall dasselbe“ zu sehen bekommen.

Schuld ist Google – und nein, ich bin keine Google-Hasserin, sondern schätze die vielen Tools, die Google der Welt zur Verfügung stellt. Allerdings geht mir die „gottgleiche“ Dominanz der Vorgaben, die die Suchmaschine den Publishern macht, doch auf die Nerven. Mittlerweile erstellen Leute „Content“, die sich für die Inhalte gar nicht interessieren und es wird schwer, die Blogs und Heimseiten echter Ethusiasten aufzufinden. Früher war es einfacher: da konnte man die ersten Suchergebnisse, die einfach nur Kaufgelegenheiten anboten, einfach überblättern und weiter hinten die „richtigen“ Infos finden. Jetzt ist alles von „nützlichem Content“ überschwemmt, ordentlich angereichert mit Bildern und Videos und Infografiken und und und… oft verdammt ähnlich, man bekommt den Eindruck, überall dasselbe zu lesen.

Danke Google! Du hast es geschafft, das Web zu einem seelenlosen Info-Medium zu machen. Gratulation!

Diskussion

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2 Kommentare zu „SEO-Trend: „Nützlicher Content“ überschwemmt das Web – weil Google es so will“.

  1. Dem Artikel kann ich mich wirklich anschließen. Aber Content ist nicht Content. Wenn ein Unternehmen seine Produkte und seine Dienstleistungen anbietet, reichen oft die Informationen dem Konsumenten und Laien noch nicht aus, um sich umfänglich zu informieren. Auf ganz allgemein gehaltenen, unspezifischen Seiten mit viel Werbungsbanners kommt man sich aber manchmal vor, als hätte man das alles schon woanders gelesen.

  2. Hallo,
    kann dem Artikel auch nur halb zustimmen. Es stimmt, dass Google eine bedeutende Dominanz im Bereich Suchmaschinen und allem was daran hängt besitzt. Google setzt sich aber auch für „Content is king“ ein. Klar, es sprießen mehr Blogs im Internet und die Suchgewohnheiten muss man dementsprechend anpassen, um auf vorherige Ergebnisse zu kommen. Aber generell kann man dann doch sagen, dass sich das Niveau doch über die Jahre hinweg gehoben hat und wir Anwender davon profizieren, oder nicht? Und gute Blogs werden sich immer durchsetzen, eventuell muss man eben zweimal suchen ;)