Es wirkt wie ein Geschenk: Wer bisher Windows 7 oder 8 genutzt hat, bekommt Windows 10 kostenlos. Wie bei allem, was kostenlos angeboten wird, könnte sich das Geschenk jedoch als Danaer-Geschenk heraus stellen: Schön anzusehen, aber genau wie das sprichwörtliche „trojanische Pferd“ im Grunde etwas ganz Anderes bezwecken. Also bin ich erstmal vorsichtig und lese nach, was Andere so berichten.
Als Win 7-Userin mit einem klassischen PC hatte ich mir Windows 8 mit seinen Kachelwelten erpart: Never touch a running system! Ich las von vielen Problemen bei wenig Nutzen, warum sollte ich mir also die Lernkurve zumuten, nur um weiterhin so arbeiten zu können, wie ich es gewohnt bin?
Alles besser mit Windows 10?
Windows 10 soll nun besser sein, so hieß es zumindest in den Ankündigungen. Wieder mehr Rücksicht auf PC-User nehmen, die einfach nur mit ihren Programmen arbeiten wollen. Z.B. endlich wieder ein Startmenü haben, das man zu Gunsten der eigentlich nur für Touchscreens sinnvollen Kacheln in Win 8 erstmal entsorgt hatte.
Hinzu kommt, dass Modernisierung zum Wert an sich mutiert ist: Ständige Erneuerung wird zum Zwang, denn irgendwann wird der Support für alte Programme eingestellt, sie werden „unsicher“. Irgendwann führt kein Weg mehr an einem Update vorbei, sofern man nicht nur gelegentliche Home-Userin ist.
Also jetzt doch updaten?
Was ich bisher beim Querlesen diverser Previews über Windows 10 lernte, stimmt mich ehrlich gesagt nicht euphorisch.
- Die Zusammenführung der Kachelwelten mit klassichen Oberflächen und Steuerungsmöglichkeiten soll nicht sehr konsistent sein, so dass man diverse Einstellungen an verschiedenen Orten in unterschiedlicher Weise finden und durchführen muss.
- Abgeschafft ist die Möglichkeit, CDs zu brennen – dafür braucht man künftig eine Extra-Software. Video-DVDs und Blu-rays lassen sich mit dem Media-Player nicht mehr abspielen. Das ganze Media-Center ist weg (meine Interpretation: ein „ordentlicher User“ hat keine CDs/DVDs, sondern bezieht alles aus dem Netz bzw. aus der Cloud – bzw. soll sich dran gewöhnen!).
- Das Upgrade ist Geräte-gebunden, wird der PC oder das Motherboard ausgetauscht, muss Win 10 dann doch gekauft werden.
- Die „persönliche Assistentin CORTANA“ mit fortgeschrittener Spracherkennung wird als Highlight angepriesen, doch will ich nach wie vor nicht mit meinem PC sprechen. Natürlich sammelt CORTANA auch jede Menge Daten, um ihre Funktionen zu erfüllen. Microsofts Versprechen, diese nicht zu Werbezwecken zu verwenden, beruhigt mich nicht. Nächstens könnten sie ihre Nutzungsbedingungen ja einfach ändern.
- Insgesamt macht Windows 10 den PC zur Datensammelstelle. Eine unverwechselbare Werbe-ID erleichtert es Entwicklern, personalisierte Werbung anzuzeigen. Standardmäßig übermittelt Win 10 den Standort des PCs (abhängig von den Fähigkeiten des Geräts), den Web-Browser-Verlauf, Favoriten und geöffnete Webseiten, aus dem Store installierte Apps, sowie „Daten zur Eingabe-Personifizierung“. Dazu zählen auch biometrische Daten über die Aussprache sowie den Schreibstil (Handschrift) des Nutzers und wie er auf Windows-Geräten tippt.
- Krasse Fehlleistung: Zum wiederholten Mal versucht Microsoft, den Usern seinen eigenen Browser (neuerdings „Edge“) aufzuzwingen. Wer zuvor Firefox oder andere genutzt hat, muss lange suchen und rumklicken, um ihn wiederzufinden und zum Standardbrowser zu machen.
- Nach dem Upgrade soll die Rückkehr zum alten System nur einen Monat lang möglich sein.
- Immerhin positiv: Man kann mehrere Desktops betreiben und so „sortierter“ arbeiten. Mir persönlich reicht dieser Vorteil derzeit nicht, um mich in die schöne neue Windows-10-Welt zu begeben.
Denn neben den genannten Problematiken sind da auch noch die Update-Probleme. Dieser Tage erscheinen die ersten Artikel und Kommentare mit konkreten Erfahrungen beim Windows 10-Update. Berichtet wird von fehlenden Treibern, die im schlimmsten Fall die Nutzung unmöglich machen. Abbrechende Installationen, plötzlich keine Maus, keine Tastatur, kein Netzzugang, WLAN-Störungen, BlueScreens, Startzeiten über 1 Minute, plötzlich extrem langsames Verhalten, Instabilitäten und vieles mehr verderben den mutigen Erst-Usern die Freude am neuen System.
Kampf der Giganten auf meinem PC
Insgesamt versucht Microsoft mit Windows 10, mit seinem „Ökosystem“ gegenüber jenen von Google und Apple aufzuholen. Mag sein, dass das wirtschaftlich sinnvoll ist, es hat jedoch mit meinen Nutzungsansprüchen an einen Desktop-PC nichts zu tun. Da schätzte ich gerade die Ruhe vor ungewollten Datenströmen, die weitgehende Selbstbestimmung, die Übersichtlichkeit und die Werbefreiheit des Betriebssystems. Bei Windows 10 steigt der Aufwand, um nach der Installation vergleichbare Verhältnisse wieder herzustellen, zumindest drastisch an.
Ich werde also erstmal nicht upgraden, denn ich sehe für meine Anwendungsszenarien (bloggen, Office, Bildbearbeitung, Surfen) keine Vorteile. Sicherheits-Updates wird es bis Januar 2020 geben, es ist also noch genug Zeit! :-)
Hier nun weitere Infos und Artikel rund um Windows 10:
- Microsofts Kompatibilitäts-Center: Was läuft auf Win 10?;
- Windows-10-Start: Lohnt sich der Umstieg?
- Vorsicht vor Windows 10: Was Nutzer von Windows 7 & 8 verlieren
- Die neun größten Probleme bei Windows 10
- Windows 10 ist hübsch, aber ein wenig schizophren
- Bugs und FehlermeldungenWindows-10-Installation: Diese fünf Fehlern müssen Sie vermeiden
- Windows 10: Cortana auf allen Kanälen – „Windows 10 ist ein Impulsgeber für die Anschaffung neuer Hardware“
- Mozilla wirft Microsoft Firefox-Benachteiligung vor
- Windows 10: Neue Datenschutzbestimmungen
- Datensauger Windows 10: Das neugierigste Windows aller Zeiten
- Windows 10 aufgedeckt: Hier schnüffelt es, so schalten Sie das ab
- Windows 10 (Update) deinstallieren: Der Schritt zurück – Anleitung
- Windows 10 mit Filesharing: Update-Funktion klaut Internet-Bandbreite
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5 Kommentare zu „Windows 10 installieren? Meine Gründe, warum ich lieber abwarte“.