Im Rahmen meiner Umfrage im Digital Diary bezüglich eines neuen Blogprojekts hat sich wieder mal gezeigt, wie krass sich der Blick ins Netz und die jeweilige Art der Nutzung bereits unterscheidet.
Man kann etwa folgende Nutzer-Generationen benennen (ich zitier einfach mal aus dem Diary-Beitrag):
- Projekt-Surfer: das Web wird als virtueller Raum gesehen, in dem man verschiedene “Orte”, nämlich einzelne Webprojekte “besucht”. Um nach Neuem zu schauen, werden die Seiten im Browser aufgerufen, gemerkt wird der Projektname (z.B. Digital Diary).
- Feed-Leser: angesichts der allzu vielen Quellen wird nicht mehr das Projekt “angesurft”, sondern es werden die RSS-Feeds abonniert (eine von allem Design befreite, sich automatisch aktualisierende Liste mit den letzten Artikeln). Die Feeds überschaut man in einem Feedreader und sieht so schnell, ob es etwas gibt, was man gerne lesen möchte. Feeds gibt es als Volltext-Feeds (MIT dem ganzen Artikel) oder nur mit Überschrift und ersten Sätzen. Im ersteren Fall braucht die Website gar nicht mehr besucht zu werden: viele Leser präferieren diese Variante, wogegen viele Publisher die andere bevorzugen (man will ja noch “besucht werden”). Das Web ist hier kein “Raum”, sondern ein Inhalte-Speicher, der ordentlich sortiert im “eigenen” Programm zur Ansicht gebracht wird. Gemerkt werden meist Artikel, nicht Projekte: sie landen in Social Bookmarking-Tools wie z.B. Mr. Wong.
- Web 2.0-Affine: für sie ist das Web weder Raum noch Speicher, sondern Strom (von Nachrichten) und Schwarm (von Sendern). Wer nicht mitschwimmt und nichts sendet, existiert nicht. Man taucht in den Strom mittels Nutzung unterschiedlichster Dienste und Communities (Twitter, Facebook, Friendfeed, etc.), deren jeweilige Inhalts-Ströme man ganz individuell zur Ansicht bringt, wofür es unzählige Progrämmchen gibt. Blogartikel werden nicht in deren Kommentarspalte kommentiert, sondern in den jeweiligen Communities.
Wer jetzt meint, die letzte Variante sei nur was für jugendliche Nerds, der irrt: “Aktuellen Zahlen des Webportals Inside Facebook zufolge erzielt die Social-Networking-Community derzeit in den USA die höchsten Userzuwachsraten bei Frauen im Alter zwischen 55 und 65 Jahren” (Quelle: Ables Bar)
Eine weitere, derzeit schnell wachsende User-Gruppe sind die Mobilen, die über Smartphones ins Web gehen – ein für mich viel zu reduzierter und noch dazu kostenintensiver Blick ins Netz.
Persönlich finde ich die Zersplitterung und Zerstreuung, die mittels der „Ströme“, Aggregatoren und diversen Community-Plattformen eingetreten ist, ziemlich nervig. Es ist nicht leicht, all die verschiedenen User-Gruppen und Gewohheiten gleichermaßen zu bedienen – und im Grunde gehts mir ja um die Inhalte. An IHNEN will ich arbeiten, nicht vor allem an ihrer Verbreitung.
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6 Kommentare zu „Nutzungsvarianten im heutigen Web: Zersplitterung ohne Ende“.